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Mißerfolg unserer Bestrebungen wurde
immer offensichtlicher. Die Infanterie
blieb noch immer aus. Die Kavallerieteile
begannen in Auflösung zu geraten; sie ver*
hielten sich apathisch und stellten sich
Kerenski gegenüber feindlich. Die ange*
kommenen Delegationen der 5. Armee und
des Komitees der Nordwestfront warfen
Kerenski vor, daß er einen Bürgerkrieg ent«
fessele, und verlangten von ihm die Ein*
Stellung der Offensive und Verhandlungen
mit den Bolschewisten. Um Zeit zu ge*
winnen, sandte Kerenski eine Friedensdele*
gation zu den Bolschewisten.
Inzwischen begann man von einer Mi*
litärverschwörung zu munkeln. Ich brachte
(durch ein Komiteemitglied der 4. Division)
in Erfahrung, daß die Stabsoffiziere des
3. Kavalleriekorps die Verhaftung Kerenskis
planten. In dem Kommandanturspeisehaus,
wohin ich ging, um die Stimmung der Offi*
ziere zu sondieren, sagte man in Offiziers*
gruppen offen, daß Kerenski ein „schlapper
Kerl“ sei, daß er nichts vom Kriege verstehe,
daß man ihn arretieren müsse. Ich bemerkte
auch eine Offiziergruppe um Sawinkow, in
der man geheimnisvoll flüsterte. Die von
Kerenski gesandte Friedensdelegation kehrte
unerwartet mit einer bolschewistischen De*
legation zurück. Und bald wurde zwischen
den Kosakenvertretern und der bolschewisti*
sehen Delegation, ohne Kerenski, ein Frie*
densvertrag geschlossen, nach dem einer*
seits Lenin und Trotzki der Regierung fern*