Full text: Bulletin der Auslandsdelegation der Linken Sozial-Revolutionäre u. Maximalisten

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Kellen ihrer Macht liegt, ob sie; das nun will oder nicht, zum Bundes- 
genoss'en von Ausbeutern. Sowjet-Rußland stellt immer wieder aufs 
neue vor einten ernsten wirtschaftlichen und politischen Krisis, welche 
zu verhüten die; Partei der Bolschewik!, die ausschließlich für Wah 
rung ihrer Diktatur weiterkämpfl, nicht in der Lage ist. 
Die Werktätigen werden unterdrückt und eigene Klassenorganisa 
tionen fehlen ihnen, um den Kampf aufzunehmen. Der Weg ihres 
Kampfes ist aber klar: Die Traditionen der Oktoberrevolution haben 
den Weg vorgezeichnel. Das städtische Proletariat wird nie damit 
einverstanden sein, zu einer Epoche zurückzukehren, in welcher die 
Produktionsmittel dem privaten Kapital gehörten. Im Verlauf der 
R'evolutionsjahre hat cs enorme Erfahrung im selbständigen Wirt 
schaften erworben und einen unausrottbaren Glauben an die eigenen 
Kräfte. Es wird sich so oder anders das Verfügungsrecht in der Volks 
wirtschaft zu sichern wissen. Die werktätige Bauernschaft (90 % der 
Bevölkerung Rußlands), der die Revolution bislang nur das nackte An 
recht auf Land gegeben hat, diese Bauernschaft hat sich nicht als 
„Klasse von Kleingrundbesitzefn“ etabilisieren können, ja sie muß sogar 
bis zu diesem Augenblick die größten Opfer an Menschen und an Pro 
dukten ihrer Arbeit bringen, — diese Bauernschaft nun ist an einer 
gesellschaftlichen Führung ihrer Wirtschaft interessiert. Ziel ihrer 
Bestrebungen ist doch jedenfalls nicht, den Markt für Ausbeulung der 
proletarischen Arbeit, sondern eine kooperative Organisation des Ab 
salzes und Tausches ländlicher Arbeitsprodukte gegen industriell-prole 
tarische. Die aktive Propaganda der sozialistisch-revolutionären Par 
teien in Rußland kann mit Sicherheit diese elementaren Klass'en- 
bestrebungen der Werktätigen Rußlands leiten. Die Lösung der knech 
tischen Abhängigkeit dieser beiden Klassen vom Druck d'er Regierung 
wird nicht eine bourgeoise, sondern eine Sozialrevolutionäre Wieder 
geburt des Landes bedeuten. 
Eben hierdurch wird eine ernstzunehmende Grundlage für die Wirk 
samkeit der Partei der Linken Sozial-Revolutionäre und des Maxima- 
listten,verbandes geschaffen, die den Massen die ganze komplizierte Lage, 
so wie sie wirklich ist, enthüllen. Eben hierdurch wird auch ver 
ständlich, warum unsere Partei — die lebendige Erinnerung an den un 
verfälschten Oktober — in Sowjet-Rußland verfolgt wird. 
Diese Verfolgungen sind maßlos. Viele Dutzende von Kämpfern 
schmachten jahrelang (vonr zwei bis zu drei Jahren) in Gefängnissen 
und in der Verbannung. Um verdiente Revolutionäre zu kompromit 
tieren, werden, wie zur Zeit der französischen Revolution, Amalgam- 
Prozesse geschaffen, in dienen Linke Sozial-Revolutionäre und Anar 
chisten mit gemeinen Verbrechern zusammengewürfelt werden. Einer 
der uneigennützigsten Kämpfer der Revolution — Trutöwskij, der nach 
dreijähriger Gefangenschaft (wegen dies Mirbach-Attentats) freigegeben 
wurde, wird wieder festgenommen und sieht sich gezwungen, sich selber 
zu verbrennen, um für seine Rechte einzutreten. Kamkoff sitzt für Teil 
nahme am Mirbach-Altentat drei Jahre lang im Gefängnis. Während 
dieser Name in Deutschland im Fluß des historischen Geschehens schon
	        
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