Full text: Die arbeitende Jugend und die Reichstagswahlen

nchmer und leichter Beschäftigung die Tage ihrer Jugend 
verbringen lkdnn. Dich über zwingt dasLeben gleich 
nach der Schulentlassung hinaus in dirErwerbs- 
arbett. Zahllose Mädchen bevölkern die Fabriksäle, sind 
auf Lagerplätzen, in Kontore» und Schreibstuben oder als 
Hausangestellte beschäftigt, lind da bekomme» sie die Aus 
beutung seitens de» Unternehmertums zu spüren f Die Er 
werbsarbeit des weiblichen Geschlechtes wlro an sich schon 
geringer bewertet und entlohnt wie die der Männer, obgleich 
Frauen und Mädchen nicht nur dasselbe, sonder» vielfach 
noch mehr wie jene leisten müssen. Nicht war, diese Unge 
rechtigkeit verdient es, daß sich dagegen alle Frauen und 
Mädchen zusammenschließen! Du wirst aber auch sonst finden, 
Saß man ini Wirtschaftsleben nicht sonderlich Rücksicht 
nimmt aus den empfindsamen Körper des Mädchens 
und der Frau. In gistigen Dämpfen, in dunstgeschwänger- 
ter Lust und an gefährlichen Maschinen muß das weibliche 
Geschlecht arbeiten Man fragt auch nicht danach, ob die 
Mädchen und Frauen allzugro'ße Ueberanstrengungen ertragen 
können. Wer zu schwach und nicht widerstandsfähig genug 
ist, um allen Anforderungen geredjt zu werden, nun, der 
kommt im Kampf uins Dasein ganz unerbittlich unter die 
Räder... Das ist die „Moral" unserer kapitalistischen Zeit. 
Jugendliche Arbeiterin, entsinnst du dich noch der Kriegs 
zeit, als du aus Gründen des Broterwerbs gezwungen 
morst, Mordwerkzeuge herzustellen, mit denen sich die 
Völker auf Geheiß der herrschenden Klassen niedermachen 
mußten? Wie hat man dich damals bei karger Ent 
lohnung und kläglicher Ernährung bis aufs Blut 
ausgesögen, hat die Gesundheit deine» sugend- 
frischen, nach Freude und Schönheit verlangenden 
Körpers untergraben und deinen Geist in unerträg 
liche Fesseln gespannt! Das alles kannst du nicht ver« 
ae'sen haben und wirst es auch nie vergefien. Entsinnst du 
dich auch noch. wie deine Freundin, deine Arbeitskameradin 
.'bi Opfer der Munitionsherstcllung wurde, als in der Pulver 
fabrik das Explosionsunglück passierte — wie deine Kol 
leginnen sich bei den gistigen Dämpfen Gesicht und Hände
	        
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