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Zweiundzwanzigste Konferenz
der Vertreter der Verbandsvorstände
abgehalten am 1. und 2. Februar 1919 im „Gewerkschaftshaus" zu Berlin.
Tagesordnung:
1. Die Gewerkschaften wahrend der Revolutionszeit.
2. Arbeitslosenunterstützung und Beschäftigungsmöglichreit der Arbeitnehmerschaft.
3. Arbeitsgemeinschaft und Arbeitskammern.
4. Zurückhaltung und Zwangsbgschäftigung der deutschen Kriegsgefangenen.
5. Bestimmung über Zeit und Ort des nächsten Gewerkschaftskongresses.
6. Verschiedenes.
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Zunächst beschäftigt sich die Konferenz mit den Schwierigkeiten, den Mitgliedern
im besetzten linksrheinischen Gebiet die Gewerkschaftszeitungen zugänglich zu machen.
Es soll versucht werden, die Zeitungen über bestimmte Sammelstellen in das Gebiet
zu leiten.
Die Generalkommission hat mit dem Auswärtigen Amt über die Hinzuziehung einer
gewerkschaftlichen Vertretung bei den Fricdensverhandlungen Rücksprache genommen.
Die Zulassung einer solchen Vertretung wurde zugesagt, auf die freien Gewerkschaften
sollen 4 Vertreter entfallen.
Die Deutsche Liga für den Völkerbund hat den Genossen Legien
ersucht, den Vorsitz in der sozialpolitischen Abteilung derselben zu übernehmen. Legien
hat sich dazu bereit erklärt.
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Das Auswärtige Amt Plant eine völlige Reorganisation des Nachrichtendienstes
bei den ausländischen Konsulaten und Gesandtschaften. Es besteht die Aussicht, daß dabei
eine schon früher erhobene Forderung der Gewerkschaften bei diesem Nachrichtendienst,
soweit es sich auf das Wirtschaftsleben und Arbeiterfragen bezieht, durch besondere
Vertreter beteiligt zu weiden, erfüllt wird. Es soll weiter eine wirtschaftspolitische
Abteilung eingerichtet werden, in der Lehrkurse für diesen Nachrichtendienst errichtet
werden. Die Kosten derselben sollen von den Beteiligten getragen werden. Tie General-
kommission wird es nicht ablehnen können, sich an dem Unternehmen auch finanziell
zu beteiligen.
Aus dem Bureau der Generalkommission ist der Genosse Wissell vorläufig aus
geschieden infolge seiner Berufung in den Rat der Volksbeauftragten. Von den Ange
stellten scheidet der Genosse Aman aus, der eine Stellung in seiner Gewerkschaft
angenomnicn hat. An seine Stelle tritt der Genosse Backhaus. Es liegt weiter ein
neuer Antrag der Angestellten vor auf Gewährung der Teuerungszulagen für Kinder.
Genosse Pacplow berichtet über BerstäNdigmngsvcrsuchc mit den Bauarbeiter-
verbänden in Frankreich und Belgien, besonders hinsichtlich des Wiederaufbaues der
zerstörten Gebiete in Verbindung mit der Gefangenenbeschäftigung (Zwangsarbeit). Es
hat sich dabei Gelegenheit geboten, den belgischen Bauarbeitervevband aus internationalen
Mitteln mit einer namhaften Summe zu unterstützen.
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