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Der allen diesen Angaben sind die jüngsten Mieths- und Bodeniverths--
steigerungen seit 1895 garnicht in Betracht gezogenl
Während also die Löhne ununterbrochen auf und ab schwanken, ebenso die
Lebensmittelpreise, zeigt die Bewegung der Wohnungsmiethen ein ganz anderes
Bild: Stetig steigen sie nach aufwärts, und zwar in raschester Weise.
Und von dieser Steigerung werden die Aermeren viel mehr betroffen, als
die Wohlhabenden und Reichen!
Professor H e r k n e r veröffentlichte in der 2. Auflage seiner Arbeiterfrage
eme Hamburger Statistik des Antheils der Miethe am Einkommen in den ver
schiedenen Einkommensklassen.
Es betrug die Miethe in Proz. des neben-
Zunahme
Einkommenklassen
stehenden Einkommens in den Jahren
von
1863
1874
1882
1892
1868—1892
von
600—1 200 M. .
18,77
20,90
23,51
24,76
+ 5,94
über
1200—1800 „ .
19,89
21,13
18,94
22,22
+ 2,33
1800—2 400 „ .
20,27
20,88
19,60
22,09
+ 1,82
"
2 400—3 000 „ .
19,45
19,21
19,78
20,81
+ 1,36
Dagegen
Abnahme von
1868—1892
über
8 000— 3 600 M.
19,59
19,03
17,90
19,15
— 0,44
8 600— 4 200 „
19,28
18,17
18,33
18,17
— 1,11
4 200— 4 800 „
18,89
17,38
17,22
17,88
-1,01
„
4 800— 6 000 „
18,55
17,35
18,33
17,71
— 0,84
„
6 000—12 000 „
15,99
15,48
16,72
15,12
— 0,87
„
12 000—30 000 „
11,51
10,76
12,23
10,38
— 1,13
30 000—60 000 „
6,83
7,44
8,03
6,21
— 0,62
-
60 000 M. . . .
8,71
3,78
8,87
3,05
— 0,67
Die reichen Leute geben also nur ein Zehntel bis ein Dreißig st el
ihres Einkommens für ihre palastähnlichen Wohnungen aus, und verhältniß-
mätzig sank diese Ausgabe noch von 1868 bis 1892. Die ärmsten der Proletarier
hatten 1868 fast ein Fünftel ihres Einkommens für ihre Wohnhöhlen zu
opfern, und dieser Antheil stieg noch bis 1892 auf ein Biertell Er ist
seitdem wohl noch weiter gewachsen.
Aber wir haben nicht blos alte Ausgaben mit neuen zu vergleichen. Eins
Reihe ganz neuer Ausgaben ist erstanden, die das Budget des Arbeiters belasten.
So z. B. die Ausgaben für Fahrgelegenheiten. So lange die Städte und die
Betriebe klein waren, konnte der Arbeiter leicht dicht neben der Arbeitsstätte
wohnen, und Sonntags führte ihn ein Spaziergang in's Freie. Heute wachsen
Städte und Betriebe immer mehr, es wird immer schwerer möglich, alle die
Massen, die in einer der großen Arbeitsstätten arbeiten, in ihrer Nähe wohnen
zu lassen, die Entfernungen, die der Arbeiter durchschnittlich von und zu der
Arbeit zurückzulegen hat, wachsen zusehends. Und ebenso wächst die Entfernung
der Arbeiterquartiere von der grünen Natur. Will der Arbeiter in die Arbeit,
will er sich in freier Luft erquicken, er mutz immer mehr Straßenbahnen, Eisen»
bahnen oder das Fahrrad dazu in Anspruch nehmen « Ausgaben, die er ehedem
nicht kannte-