Full text: Die Vernichtung der Sozialdemokratie durch den Gelehrten des Centralverbandes deutscher Industrieller

47 
r vnv bas ist auch sehr erklärlich. Kenn man sich kas Wesen ker Sozial 
demokratie vergegenwärtigt. Die Waffen, die dem Proletariat zum Kampfs 
gegen das Kapital zur Verfügung stehen, sind in allen Kulturländern dieselben 
und es wendet sie überall an, ob eine Sozialdemokratie dort besteht oder nicht, 
Ueberall gründet es Gewerkschaften, Konsumvereine, Produktivgenossenschaften, 
nimmt es Theil an den Wahlen, um Vertreter seiner Interessen in die gesetz 
gebenden Körperschaften und die Gemeindevertretungen zu bringen. Aber es 
entwickelt diese Thätigkeit in anderer Weise dort, wo die Sozialdemokratie in 
der Arbeiterschaft Wurzel gefaßt hat, als dort, wo sie einflußlos ist. In 
den letzteren Ländern zersplittert das Proletariat seine Kräfte, indem es jede 
seiner Waffen ohne Zusammenhang mit den anderen gebraucht. Die Ge 
werkschafter, die Genossenschafter, die Politiker, die Gemeinderäthe denken 
da jeder nur an ihr begrenztes Gebiet, sie wirken nie zusammen und sie 
denken stets nur an das Zunächstliegende. Alle Politik, alles gesellschaftliche 
Leben, das außerhalb der zunächstliegenden und engsten Arbeiterinteressen liegt, 
wird den Besitzenden überlassen, die die ganze Staatsmaschinerie in den 
Händen haben und die unumschränkten Herrscher über das ganze Denken und 
Fühlen des gesammten Volkes, die Arbeiter inbegriffen, bleiben, so daß sie mit 
den gelegentlichen Widerstandsversuchen einzelner Schichten oer letzteren leicht 
[fertig werden. 
I Ganz anders dort, wo die Sozialdemokratie auf das Proletariat Einfluß 
gewinnt. Was sie ihm bringt, das ist die Einsicht in die gesellschaftlichen Zu 
sammenhänge. Aus den instinktiven Widerstandsversuchcn der Proletarier 
hnacht sie einen planmäßigen Kampf, die zersplitterten Kräfte faßt sie zu einer 
gemeinsamen Armee zusammen, in der jede Waffengattung in ihrer Weiss 
kämpft, die anderen unterstützt und mit ihnen dem gleichen Ziele zustrebt. 
Sie zeigt den Proletariern den Zusammenhang ihrer engeren Interessen mit den 
allgemeinen gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen, lehrt sie, mich diese 
verstehen und in sie selbständig eingreifen, macht sie in der Presse, in den Parla 
menten, in ihren internationalen Beziehungen unabhängig von der Vormund 
schaft der besitzenden Klassen. So setzt sie der Bourgeoisie, welche die Staats» 
gewalt und die öffentliche Meinung beherrscht, eine eigene öffentliche Meinung 
und eine eigene Partei entgegen, durch die jeder einzelne größere Kampf einer 
einzelnen Proletarierschicht um ihre Hebung zu einer Angelegenheit der ganzen 
Arbeiterschaft der Nation, ja aller Nationen wird. 
So wie eine geschlossene, wohldisziplinirte und wohlbewaffnete Armee, die 
geführt ist von einem Generalstab, der die Kriegsgeschichte, das Kampfterrain, 
die eigenen und die feindlichen Kräfte genau kennt, und der die Offensive im 
geeigneten Moment zu ergreifen weiß, überlegen ist einem Landsturm, der sich 
mit eilig zusammengerafften Waffen gegen einen eindringenden Feind erhebt, 
'wobei jeder Heerhaufen für sich kämpft, sich auf die Vertheidigung seiner Heimath 
beschränkt und die Waffen niederlegt, wenn cs ihm gelungen, den Angriff auf 
das beschränkte Gebiet abzuwehren, das er vertheidigt; so ist das Proletmiat 
.dort, wo die Sozialdemokratie es organisirt, disziplinirt, aufklärt und mit allen 
Waffen des politischen und ökonomischen Kampfes versieht, demjenigen über 
legen, dem dieses Mittel der Aufklärung und der planmäßigen Zusammenfassung 
seiner Kräfte fehlt. 
Das haben die schlauesten unter den Gegnern der Arbeiterschaft erkannt. 
Zuerst in England. Sie stehen ab von der gewaltsamen Unterdrückung durch 
politische Mittel, welche nur den Erfolg hat, die Arbeiter in hellen Haufen der 
Sozialdemokratie zuzuführen. Sie biedern sich vielmehr an die Arbeiterschaft 
an unter der Maske der Arbeiterfrcundlichkeit, verleumden die Sozialdemokratie 
^i^ülchen den Arbeitern Iveiß zu machen, ein großer Theil der Bourgeoisie 
nichts sehnlicher, als ihnen bcizustehen. Sie schlvärmcn für Gewerk«
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.