48
schaffen, Genossenschaften, sogar für die Wahl von schlichten Arbeitern ln btc 3
Volksvertretung, sie betheuern, wie gern sie all das und damit den Aufstieg der
Arbeiterschaft fördern möchten, wenn nur die Sozialdemokratie nicht wäre, die
Len Klassenkampf predige und den Unfrieden säe.
Von diesen Schmeichelreden, wie sie jetzt auch unser arbciter- und wahrheits-
sreundlicher Bürger führt, liehen sich die Arbeiter Englands und Amerikas
bethören. Die Folge haben wir gesehen. Man begreift nun, welche Gründe der
Zentralverband hat, den Bürger auf die Sozialdemokratie loszulassen. Gelänge
es ihm, das Vertrauen zur Sozialdemokratie in den arbeitenden Klassen zu
erschüttern, so bedeutete das billigere Löhne und abhängigere Arbeiter. Hat
aber die Sozialdemokratie von Anfang an für das arbeitende Volk segensreich
gewirkt, so bedarf es ihrer heute mehr als je. Wir haben gesehen, daß es ihrem
Wirken gelungen ist, irr manchen Beziehungen das Elend zurückzudämmen.
Aber alle Erungenschaften der arbeitenden Klassen werden wieder in Frage
gestellt durch die neueste Entwickelung.
Di? Krisis droht eine der schwersten, wenn nicht die schwerste, zu werden, / W
die wir bGher erlebt. Die Anforderungen an die Arbeiterorganisationen werden /
aufs höchste angespannt, die nichtorganisirten Arbeiter erheblich herabgedrückt '
werden. Dem Fallen der Löhne entspricht diesmal aber nicht ein Fallen der W
Preise, da die Kartelle in vielen und gerade den wichtigsten Industriezweigen demt
entgegenwirken. Indeß genügt den großen Monopolisten der Industrie ihre-
ökonomische Macht über Arbeiter und Konsumenten nicht; sie werden auch immer?
mehr zu Herren der Regierungen, ja der Parlamente und verstärke» - ihrei
ökonomische Uebermacht noch in's Unerträgliche durch die Ausnutzung der Staats-?
gewalt. Zu ihnen gesellen sich die Monopolisten des Bodens, die großen Grund
besitzer, deren ökonomisches Monopol in Europa durch die Entwickelung des
Verkehrswesens bedroht ist und die es nun durch Mittel der Gesetzgebung zu
stützen suchen.
Die Erhöhung der Zölle ist ein politischer Vorstoß der vereinigten
Monopolisten der Industrie und des Bodens, aber er ist nur ein Vorspiel weiterer / : .~J.
Kämpfe. Denn keine Erhöhung der Zölle kann die Grundbesitzer auf die Dauer
befriedigen, da jede durch Steigerung der Bodenpreise bald unwirksam wird. Und ^ \
die Gier derJndustriemonopolisten kennt keine Grenzen. Ueberdies aber müssen
die erhöhten Zölle solche Theuerung, einen solchen Drang nach Lohnerhöhungen,
und solche Zollkämpfe mit dem Auslande hervorrufen, daß eine Verschärfung
aller sozialen und nationalen Gegensätze unvermeidlich ist.
Je mehr aber die Monopolisten und ihre Helfershelfer auf Widerstand im
Volke stoßen, desto grenzenloser wird ihre Wuth, so daß sie schon mit der
Zertrampelung der politischen Rechte und Freiheiten des deutschen Volkes drohen,
um alle Schranken ihrer Willkürherrschaft niederzureißen.
Also immer stärker werden die Mächte, die das arbeitende Volk bedrohen,
immer schwerer werden die Kämpfe, die es auszufechten hat. Umso dringender l
ist es nothwendig, daß es alle seine Kräfte aufbietet, seiner Gegner Herr zu
werden, und dah es sich einmüthig um das rothe Banner der Sozialdemokratie i
schaart, das es bisher von Sieg zu Sieg geführt hat.
Sich der Sozialdemokratie anzuschließen, für die Sozialdemokratie bei der
nächsten Wahl seine Stimme abzugeben, das ist heute mehr als je die Pflicht
jedes Proletariers, der seine Klasse heben, seinen Kindern Wohlstand sichern
will; es ist die Pflicht jedes denkenden Menschen, dem das Wohl der Gesammt
heit am Kerzen liegt.
CLASSIC