Full text: Die Vernichtung der Sozialdemokratie durch den Gelehrten des Centralverbandes deutscher Industrieller

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schaffen, Genossenschaften, sogar für die Wahl von schlichten Arbeitern ln btc 3 
Volksvertretung, sie betheuern, wie gern sie all das und damit den Aufstieg der 
Arbeiterschaft fördern möchten, wenn nur die Sozialdemokratie nicht wäre, die 
Len Klassenkampf predige und den Unfrieden säe. 
Von diesen Schmeichelreden, wie sie jetzt auch unser arbciter- und wahrheits- 
sreundlicher Bürger führt, liehen sich die Arbeiter Englands und Amerikas 
bethören. Die Folge haben wir gesehen. Man begreift nun, welche Gründe der 
Zentralverband hat, den Bürger auf die Sozialdemokratie loszulassen. Gelänge 
es ihm, das Vertrauen zur Sozialdemokratie in den arbeitenden Klassen zu 
erschüttern, so bedeutete das billigere Löhne und abhängigere Arbeiter. Hat 
aber die Sozialdemokratie von Anfang an für das arbeitende Volk segensreich 
gewirkt, so bedarf es ihrer heute mehr als je. Wir haben gesehen, daß es ihrem 
Wirken gelungen ist, irr manchen Beziehungen das Elend zurückzudämmen. 
Aber alle Erungenschaften der arbeitenden Klassen werden wieder in Frage 
gestellt durch die neueste Entwickelung. 
Di? Krisis droht eine der schwersten, wenn nicht die schwerste, zu werden, / W 
die wir bGher erlebt. Die Anforderungen an die Arbeiterorganisationen werden / 
aufs höchste angespannt, die nichtorganisirten Arbeiter erheblich herabgedrückt ' 
werden. Dem Fallen der Löhne entspricht diesmal aber nicht ein Fallen der W 
Preise, da die Kartelle in vielen und gerade den wichtigsten Industriezweigen demt 
entgegenwirken. Indeß genügt den großen Monopolisten der Industrie ihre- 
ökonomische Macht über Arbeiter und Konsumenten nicht; sie werden auch immer? 
mehr zu Herren der Regierungen, ja der Parlamente und verstärke» - ihrei 
ökonomische Uebermacht noch in's Unerträgliche durch die Ausnutzung der Staats-? 
gewalt. Zu ihnen gesellen sich die Monopolisten des Bodens, die großen Grund 
besitzer, deren ökonomisches Monopol in Europa durch die Entwickelung des 
Verkehrswesens bedroht ist und die es nun durch Mittel der Gesetzgebung zu 
stützen suchen. 
Die Erhöhung der Zölle ist ein politischer Vorstoß der vereinigten 
Monopolisten der Industrie und des Bodens, aber er ist nur ein Vorspiel weiterer / : .~J. 
Kämpfe. Denn keine Erhöhung der Zölle kann die Grundbesitzer auf die Dauer 
befriedigen, da jede durch Steigerung der Bodenpreise bald unwirksam wird. Und ^ \ 
die Gier derJndustriemonopolisten kennt keine Grenzen. Ueberdies aber müssen 
die erhöhten Zölle solche Theuerung, einen solchen Drang nach Lohnerhöhungen, 
und solche Zollkämpfe mit dem Auslande hervorrufen, daß eine Verschärfung 
aller sozialen und nationalen Gegensätze unvermeidlich ist. 
Je mehr aber die Monopolisten und ihre Helfershelfer auf Widerstand im 
Volke stoßen, desto grenzenloser wird ihre Wuth, so daß sie schon mit der 
Zertrampelung der politischen Rechte und Freiheiten des deutschen Volkes drohen, 
um alle Schranken ihrer Willkürherrschaft niederzureißen. 
Also immer stärker werden die Mächte, die das arbeitende Volk bedrohen, 
immer schwerer werden die Kämpfe, die es auszufechten hat. Umso dringender l 
ist es nothwendig, daß es alle seine Kräfte aufbietet, seiner Gegner Herr zu 
werden, und dah es sich einmüthig um das rothe Banner der Sozialdemokratie i 
schaart, das es bisher von Sieg zu Sieg geführt hat. 
Sich der Sozialdemokratie anzuschließen, für die Sozialdemokratie bei der 
nächsten Wahl seine Stimme abzugeben, das ist heute mehr als je die Pflicht 
jedes Proletariers, der seine Klasse heben, seinen Kindern Wohlstand sichern 
will; es ist die Pflicht jedes denkenden Menschen, dem das Wohl der Gesammt 
heit am Kerzen liegt. 
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