- 8 -
Durchgängen plauderte das jüngere Volk. Dazwischen
wandelten Männer und Frauen im besten Sabbathstaat,
das Gebetbuch in der Hand, zur Synagoge, und arme
Christenweiber, denen die Not den Dienst ausgezwungen,
kamen mit Schüsieln und Flaschen, um die Vorberei
tungen zum Mahl zu tressen.
Cs war das Laubhüttensest, dev letzte Tag, der Tag
der Versammlung, und das Dunkel des Abends lag be
reits aus den engen Gaffen, während draußen die
Christenstadt eben noch in den lichten Strahlen der schei
denden Sonne erglüht war.
Zwei Männer, der eine älter, in schwarzem, sei
denem Talar und den langen hängenden Locken cur den
Schläfen, die den polnischen Juden kennzeichnen, der
andere, von mittleren Jahren in moderner Tracht, an der
— wenn er zufällig an einem seltenen Lichtschein vorüber
ging, — die Diamantenknöpse des Vrusthemdes und die
dicke goldene Kette aus der Weste glänzten, schritten,
ohne sich um das Treiben umher zu kümmern, durch die
engen Straßen. Der jüngere schien der Führer zu sein,
und als er seinen Begleiter bis an das täuschen gebracht,
in dem der Pförtner des Kirchhofes wohnt, klopfte er an
den bereits verschloffenen Laden, aus desien Spalten
heiterer Kerzenschimmer das festliche Treiben im Innern
verkilndete, denn der Somnrer war gut gewesen und hatte
reichliche Trinkgelder der Fremden gebracht.
Alsbald erschien in der Haustür das schmale Gesicht
des Pförtners und lugte mit geblendeten Augen heraus
in das Abenddunkel.
„Levi Aaron, bist Du's? wo tust Du bleiben
solange? Sind doch die Nachbarn alle schon beisammen,
und der Kuchen und der koschere Wein stehen auf dem
Tisch."
„Cs ist nicht der Aaron," sagte der Klopfer. „Komm
heraus, Iosl, es hat jemand mit Dir zu reden!"