Cr mochte von gleichem Alter wie der junge Ge
lehrte sein, obschon der eigentümliche Teint seines Ge
sichts jede Schätzung schwer machte. Die Farbe seiner
Haut glich dem matten Ton einer Wachskerze, keine Spur
von Farbe, von gesunder Röte lag aus seinem Gesicht.
Selbst die ausgeworfenen, von Genußsucht zeugenden
Lippen schienen blutleer und ließen, geöffnet, eine Reihe
von festen großen Zähnen sehen, die dem Gebiß eines
Wolfes glichen. Kinn und Nase waren stark entwickelt,
die letztere schmal und kühn vorspringend, durch ihre eigen
tümliche Krümmung den jüdischen Ursprung verratend,
die Stirn hoch und breit, überhaupt der ganze Oberkopf
stark und voll, wie das dichte hellbraune Kraushaar zeigte,
das der Negerwolle ähnlich war. Um den Mund und
die weiten Nasenflügel lag ein hochmütiges Lächeln, das
oft zum Ausdruck des Hohns und der Grausamkeit wurde;
die mehr runden als ovalen grilngrauen und sehr hellen
Augen hatten etwas Eeierartiges.
„Hören Sie mich an, Doktor Faust," sagte er, als
sie beide über der Brüstung lehnten und hinunter in den
Strom schauten, auf dem der Schein der schmalen Mond
sichel zitterte. „Als ich Ihnen vor drei Jahren in Rom
gelobte, Sie mit den Geheimnissen der Kabbala bekcurnt
zu machen, geschah es mehr um zu prahlen mit einer
Macht und Fähigkeit, die ich damals in der Tat nicht
belaß; denn wenn ich auch nicht aus Wissensdurst, sondern
aus Neugier und Laune vielfache Studien über die ge
heimen Traditionen und Wisienschasten meines Volkes
aus alter Zeit getrieben hatte, wußte ich doch recht gut,
daß ich meinen Fuß kaum in den Vorhos jener Geheim
nisse gesetzt hatte, die ich noch jetzt für nichts anderes
als die Sophismen und Spekulationen exaltierter Geister
halte, mit deren Nimbus man Dummköpfe in Schranken
und Gehorsam hielt. Einige zufällige Entdeckungen, die
ich seitdem gemacht, haben mich aus andere Gedanken ge-