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sterhast blauen Schein — dann plötzlich mit demselben
scharfen Metallklang, mit welchem das Licht erschienen
war, verschwand es, und tiefes einförmiges Dunkel be
deckte den unheimlichen Kirchhof.
Zwischen den Gräbern hindurch huschten einzelne
weiße Gestalten — leise knarrte die Pforte — — das war
nicht der Nachtwind, der sie bewegte in den rostigen Angeln!
Von den Türmen der Stadt verkündeten die Uhren
die erste Tagesstunde.
Noch immer lag der Gelehrte regungslos in seinem
Versteck — keine Bewegung wagte er zu machen — so furcht
bar überwältigend war der Eindruck dessen, was er gehört.
Endlich zeigte ein Geräusch an seiner Seite, daß
sein Gefährte neben ihm sich erhoben, und mit einem
tiefen schweren Atemzug versuchte er, dasselbe zu tun.
Er richtete sich — auf einen Arm sich stützend, —
halb empor, als der unerwartete Anblick, der sich ihm bot,
sein Blut erstarren machte und jede Fiber in ihm lähmte.
Halb aus dem nächsten versunkenen Grabstein
knieend, über sich hingebeugt, sah er den Italiener die
rechte Faust erheben, wie zum mörderischen Stoß, und
in dieser Faust blitzte im Sternenlicht der scharfe Stahl
eines Stilets.
Die sonst so kalten hochmütig-spöttischen Züge des
Gesichts hatten einen wahrhaft teuflischen Ausdruck an
genommen — die Augen der Katze in der Nacht, oder
des Tigers beim Sprung auf seine hilflose Beute.
„Lasali — Freund! — was wollen Sie tun? wollen
Sie mich ermorden?"
Im Sternenlicht funkelte der Dolch, glühten die
Augen — dann, wie von einem plötzlichen Gedanken er
griffen, ließ der Furchtbare den Arm sinken, erhob sich
und trat zurück.
„Nein —" sagte er düster — „jene Gedanken sind
nicht mein Werk, und ich bin zu stolz dazu, eine zweite