Full text: Heimweh: eine Auswahl aus Jung-Stillings Werken mit biographischer Einleitung

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kommen? Meiner Mutter Vorfahren sind alle Pre 
diger gewesen. Aber die eurigen weiß ich noch nickt. 
Ich will sie alle aufschreiben, wenn ihr sie mir sagt". 
Vater Stilling lächelte und antwortete: „Wir 
kommen wohl schwerlich von einem Fürsten her. Das 
ist mir aber auch ganz einerlei. Du mußt das auch 
nicht wünschen. Deine Vorfahren sind alle ehrbare, 
fromme Leute gewesen; 's gibt wenig Fürsten, die 
das sagen können. Laß dir das die größte Ehre 
in der Welt sein, daß dein Großvater, Urgroßvater 
und ihre Väter alle Männer waren, die zwar außer 
ihrem Hause nichts zu befehlen hatten, doch aber von 
allen Menschen geliebt und geehrt wurden. Keiner 
von ihnen hat sich auf unehrliche Art verheiratet, 
keiner hat jemals begehrt, das nickt sein war, und alle 
sind großmütig gestorben in ihrem höcksten Alter". 
Heinrich freute sich und sagte: „Ich werde also alle 
meine Voreltern im Himmel finden?" „Ja," er 
widerte Ebert, „das wirst du. Unser Geschlecht 
wird daselbst grünen und blühen. Heinrich, erinnere 
dich an diesen Abend, solange du lebst. In jener 
Welt sind wir von großem Adel. Verliere diesen 
Vorzug nicht! Unser Segen wird auf dir ruhen, so 
lange du fromm bist; wirst du gottlos werden und 
deine Eltern verachten, so werden wir dich in der 
Ewigkeit nicht kennen." 
Heinrich fing an zu weinen und sagte: „Seid 
davor nicht bange, Großvater; ick werde fromm und 
froh sein, daß ich Stilling heiße." 
Der Ortspfarrer sah, daß der Knabe etwas wer 
den würde. Er half mit, daß er in die Lateinschule
	        
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