Full text: Heimweh: eine Auswahl aus Jung-Stillings Werken mit biographischer Einleitung

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Erinnerung ans Garbenbringen zur Zeit der Ernte 
fächelt ihm wie ein Ostlüftlcin aus der purpurnen 
Frühlingsmorgenröte hohen Frieden in die Seele. 
Das Reich Gottes besteht nie im sinnlichen Genuß. / 
Dieser ist nur Kn echte lohn. Die Kinder des Hauses 
finden ihre Seligkeit in der Beförderung des allgemeinen 
Vesten. Wer den Genuß zum Zweck macht, dem ge 
währt er nie die Seligkeit, die derjenige empfindet, dem 
er nur Stärkungsmittel zu immer größerer Tätigkeit ist. 
* 
Es gibt hienieden keine größere Freude, als säen 
zu dürfen und zu können. Ach, daß doch meine Zeit 
genossen verständen und fühlten, was ich damit sagen 
will. Christus sagt: „Ich bin gekommen, ein Feuer 
anzuzünden; was wollte ich lieber, als es brennen 
sehen!" Und ich armer, unbedeutender Dücherschreiber, 
der aber diesen großen, verkannten König in dieser 
kalten Herbstabendstunde so inbrünstig liebt, sage in 
ebendiesem Sinn: „Ich bin gekommen, alle meine 
Brüder und Schwestern mit dem Heimweh anzustecken; 
und was wollte ich lieber, als sie hättens schon!" 
* 
Suche nie ein Vergnügen zu genießen, außer wenn l 
es dir zur Stärkung und Erholung nötig ist. Und> 
dann bediene dich seiner, wie sich der Vernünftige der 
Speise und des Tranks bedient. Nicht um des Wohl 
geschmacks, sondern um des Ernährens willen. Und 
entziehe dich dann dem Genuß, wenn er dir noch an 
genehm ist. Denn sobald du das Vergnügen zum Zwecks 
machst, so bekommst du ein falsches Heimweh, weniv 
der Genuß vorbei ist. Du fühlst dann eine Leere, einen 
Mangel, der dich zum Wirken edler Handlungen träge
	        
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