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Nichts ist meisterhafter, als die Verführungs-
methode des Schlangengeisteö. Erst erregt er
Zweifel, ob man auch das Gebot Gottes recht ver
stehe. Dann erklärt er es nach einem der Sinnlich
keit gefälligen Verstände. Und nun erregt er Stolz
und Begierde des Genusses. Und so ist der Fall fast
unvermeidlich. Der einfältige Glaube, die Erklärung,
die der Sinnlichkeit am wehesten tut, dann Demut
und Selbstverleugnung, dies sind die Waffen, wo
durch er gewiß üvcrwundcn wird. Wer nun in diesem
großen Kampfe bestehen und den Sieg aller Siege
über den Drachen, die alle Schlange, davontragen
will, der muß sich an die Mündung seiner Höhle
stellen und beständig wachsam sein. So oft dann
das Ungeheuer seine Schnauze nur blicken läßt, muß
man alsobald darauf klopfen, so wird es allemal
zurückfahren und nie herauskommen, es wird also ver
hungern und verdursten müssen. Kommt's aber ein
mal heraus ins Freie, so ist der Kampf schwer und
der Sieg fraglich.
Je mehr Feinde einer hat, desto mehr muß er
kämpfen, um zu überwinden, einen desto bessern Wil
len und desto mehr Kraft hat er nötig. Wer den
besten Willen und die meiste Kraft hat zum Kampf
gegen die Sünde, der ist Gott am wertesten.
Wer also die meisten und mächtigsten Leidenschaften
hat, sie aber nach und nach bekämpft und überwindet,
bei dem müssen auch Wille und Kraft vorzüglich stark
sein. Gott liebt ihn und vergibt ihm um Christi
willen alle seine Sünden. Je mehr nun wiederum
dem Sünder vergeben wird, desto stärker liebt er.