Full text: Heimweh: eine Auswahl aus Jung-Stillings Werken mit biographischer Einleitung

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Nichts ist meisterhafter, als die Verführungs- 
methode des Schlangengeisteö. Erst erregt er 
Zweifel, ob man auch das Gebot Gottes recht ver 
stehe. Dann erklärt er es nach einem der Sinnlich 
keit gefälligen Verstände. Und nun erregt er Stolz 
und Begierde des Genusses. Und so ist der Fall fast 
unvermeidlich. Der einfältige Glaube, die Erklärung, 
die der Sinnlichkeit am wehesten tut, dann Demut 
und Selbstverleugnung, dies sind die Waffen, wo 
durch er gewiß üvcrwundcn wird. Wer nun in diesem 
großen Kampfe bestehen und den Sieg aller Siege 
über den Drachen, die alle Schlange, davontragen 
will, der muß sich an die Mündung seiner Höhle 
stellen und beständig wachsam sein. So oft dann 
das Ungeheuer seine Schnauze nur blicken läßt, muß 
man alsobald darauf klopfen, so wird es allemal 
zurückfahren und nie herauskommen, es wird also ver 
hungern und verdursten müssen. Kommt's aber ein 
mal heraus ins Freie, so ist der Kampf schwer und 
der Sieg fraglich. 
Je mehr Feinde einer hat, desto mehr muß er 
kämpfen, um zu überwinden, einen desto bessern Wil 
len und desto mehr Kraft hat er nötig. Wer den 
besten Willen und die meiste Kraft hat zum Kampf 
gegen die Sünde, der ist Gott am wertesten. 
Wer also die meisten und mächtigsten Leidenschaften 
hat, sie aber nach und nach bekämpft und überwindet, 
bei dem müssen auch Wille und Kraft vorzüglich stark 
sein. Gott liebt ihn und vergibt ihm um Christi 
willen alle seine Sünden. Je mehr nun wiederum 
dem Sünder vergeben wird, desto stärker liebt er.
	        
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