Full text: Heimweh: eine Auswahl aus Jung-Stillings Werken mit biographischer Einleitung

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Bündlein bindet und sie zum Interesse der gesamten 
Menschheit vereinigt, so wäre das schon allein der 
Mühe wert, — im Andenken an den Vater aller 
Wesen Bruderliebe gegen alles, was Mensch ist, 
empfinden. Mit einem Arm den Negersklaven und 
mit dem andern den Monarchen auf dem Thron 
umarmen dürfen! Zwischen dem Wurm, dem ein 
Zollbreit Erde und ein Fingerlang Zeit sein Dasein 
ausfüllt, und dem Erzengel, dem die Sonnen Post 
stationen sind, und der seine Lebenstage mit Jahr 
hunderten ausmißt, das Verbindungsglied ausmachen, 
— und das alles durch den sein und werden, der 
den Unendlichen ans Endliche anknüpft und alles 
durch das Band der Liebe mit sich und seinem Vater 
vereinigt, das ist doch wohl der größte Gedanke, 
den das beinerne Gehäuse, in welchem unser Selbst 
bewußtsein schaltet und waltet, fassen kann. 
* 
Der Geiz ist eine Wurzel alles Übels; aber das 
nämliche läßt sich auch vom Lurus sagen. Die 
Neigung zur Pracht und Üppigkeit bewirkt, daß das 
Herz seine Vervollkommnungstriebe auf sinnliche Gegen 
stände, auf die Güter dieser Welt, und nicht auf die 
Güter des Reiches Gottes gerichtet habe. Wie kann 
es aber da in vergänglichen Dingen, von denen ihm 
nur eine kleine Portion zugemessen werden kann, seinen 
ewigen, unendlichen Hunger stillen. Der Lurus ist 
ein Blutsauger, der nie satt wird, sondern immer 
ruft: „Bring her, bring her!" Während der Zeit 
verdorrt der ohnehin so zärtliche, verkümmerte Zweig 
in der Seele, der zum Baum des Lebens erwachsen 
sollte, hingegen der Baum der Erkenntnis des Guten
	        
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