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Bündlein bindet und sie zum Interesse der gesamten
Menschheit vereinigt, so wäre das schon allein der
Mühe wert, — im Andenken an den Vater aller
Wesen Bruderliebe gegen alles, was Mensch ist,
empfinden. Mit einem Arm den Negersklaven und
mit dem andern den Monarchen auf dem Thron
umarmen dürfen! Zwischen dem Wurm, dem ein
Zollbreit Erde und ein Fingerlang Zeit sein Dasein
ausfüllt, und dem Erzengel, dem die Sonnen Post
stationen sind, und der seine Lebenstage mit Jahr
hunderten ausmißt, das Verbindungsglied ausmachen,
— und das alles durch den sein und werden, der
den Unendlichen ans Endliche anknüpft und alles
durch das Band der Liebe mit sich und seinem Vater
vereinigt, das ist doch wohl der größte Gedanke,
den das beinerne Gehäuse, in welchem unser Selbst
bewußtsein schaltet und waltet, fassen kann.
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Der Geiz ist eine Wurzel alles Übels; aber das
nämliche läßt sich auch vom Lurus sagen. Die
Neigung zur Pracht und Üppigkeit bewirkt, daß das
Herz seine Vervollkommnungstriebe auf sinnliche Gegen
stände, auf die Güter dieser Welt, und nicht auf die
Güter des Reiches Gottes gerichtet habe. Wie kann
es aber da in vergänglichen Dingen, von denen ihm
nur eine kleine Portion zugemessen werden kann, seinen
ewigen, unendlichen Hunger stillen. Der Lurus ist
ein Blutsauger, der nie satt wird, sondern immer
ruft: „Bring her, bring her!" Während der Zeit
verdorrt der ohnehin so zärtliche, verkümmerte Zweig
in der Seele, der zum Baum des Lebens erwachsen
sollte, hingegen der Baum der Erkenntnis des Guten