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Leiden muß der Christ, er kann ohne Kreuz nicht
sein; denn es ist das Salz, das gegen die Fäulnis
schützt. Gern, recht gern will ich meinem Heiland
das Kreuz nachtragen, wenn nur zu Zeiten ein Simon
von Cyrene hinten ein wenig nachhilft und lüftet,
damit sich die wunden Schultern ein wenig erholen
können. An solchen Liebesdiensten hat es ja auch
bisher nicht gefehlt, und wird es auch wohl fernerhin
nicht daran fehlen. Der selige Bogatzky sagt irgendwo:
„Je näher zum Himmel, desto höhere Berge und tiefere
Täler". Ich setze noch hinzu: desto steilere Abstürze
und gefährlichere Abgründe. Da gilt's dann Wachens
und Detens! *
Es gibt Zeiten, wo sich einem alle Leiden wie
geharnischte Männer mit gezückten Schwertern vor
die Augen stellen, ohne daß man die geringste Kraft
oder Mut spürt, mit irgendeinem den Kampf zu be
stehen. Dann ist's gefährlich, wenn einer zur Flucht