Full text: Aus der älteren Geschichte der Rosenkreuzer

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dass er als überzeugter Protestant in dem damals unleugbar 
jesuitischem Einfluss unterlegenen Rosenkreuzerorden nicht 
ohne Grund die römische Gefahr witterte. 
Er selbst spricht sich in seinem historisch überaus wert 
vollen Werke über die Entwicklung des Rosenkreuzertums 
folgendermassen aus: 
»Lange vor dem siebzehnten Jahrhundert gab es geheime 
Gesellschaften, die von der öffentlichen Kirchenreligion ganz 
ohne Geräusch abwichen und private Religion betrieben, auch 
die akademischen Fakultäten nicht liebten, aber keine Revo 
lution der bürgerlichen Gesetze wollten, wie es auch in den 
Gesetzen der Rosenkreuzer vorgeschrieben ist, kein Aufsehen 
zu machen. Statt kirchliche Theologie liebten sie Mystik, 
nachher Theosophie, Sophia genannt, verwarfen die galenische 
Arzeney und die aristotelische Philosophie und Physik, hatten 
eigene Physik und Metaphysik, betrieben Piermetismus zum 
Wohle der Menschheit. 
Am Ende des sechzehnten Jahrhunderts beginnen die An 
hänger des Paracelsus zu prahlen, reden von der Ankunft des 
Elias Artista, einer grossen Reformation u. s. w. Von da an 
entstehen nun die Schriften der Rosenkreuzer, noch ohne 
diesen Namen, noch vor der »Konfession« und »Fama der 
Rosenkreuzer«, vor der »chymischen Flochzeit«, vor der »Offen 
barung göttlicher Majestät« durch einen sogenannten Gutmann. 
Von da an rauschen Schwäzereien und räthselhafte Plaudereien 
eines Irenäus Agnostus und Anderer, noch einige Jahre lang. 
Nun erwischen sogenannte Laboranten allerley Prozesse und 
Recipe — — und nun wird die wahre alte Ordnung der ehr 
lichen und zweckmässigen Privatchymie, theils vorsätzlich, theils 
zufällig, in tiefe Nacht und Dunkelheit eingehüllt. Der Magie 
erging es ebenso, bis sie in unserer Zeit vornehmlich viel 
eifrige und demüthige Liebhaber gefunden hat, welche der 
listigen Betrügerey magischer Oberen sehr leicht unterlagen. 
Sie steckten nun unter den sogenannten Rosenkreuzern und 
Maurern; doch freilich also, dass die feststehenden Absichten 
der Oberen von den sehnlichen, halbheiligen Wünschen und 
Erwartungen der gutmütigen Schüler gar sehr verschieden 
blieben.« — 
Es folgt nun zur Veranschaulichung dieser Entwicklung 
nach der angegebenen Quelle eine knappe historische Übersicht, 
die in ihrer Trockenheit vielleicht etwas Ermüdendes hat, aber 
doch nicht umgangen werden kann. Bei den widerspruchsvollen 
Äusserungen über die Rosenkreuzerei muss jeder, der selbst 
urteilen will, das hauptsächlichste Material kennen, auf welches 
die bisherigen Autoren auch angewiesen waren, sei es nun, dass 
es deren Behauptungen stützt, sei es, dass es gegen sie zeugt.
	        
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