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hielt ein Büchlein, mit G bezeichnet, in Händen, welches mit
dem Satze schloss: »Ex deo nascimur, in Jesu morimur, per
spiritum sanctum reviviscimus.«
Nunmehr sei die Zeit zur Reformatio divini et humani ge
kommen und nun laden die Rosenkreuzer dazu ein, sie vor
zubereiten. Sie selbst geben folgendes Bild von sich. Sie
gehören zur christlichen Reformation, geniessen auch zweier
Sakramente, erkennen das römische Reich für unser und der
Christen Haupt. Und was das Goldmachen angeht, so sei dies
zwar der Societät ein Leichtes, aber nur ein Parergon; sie
kenne tausend bessere Stücklein, und nur auf das Seelenheil
komme es an.
Wer auf diesen Aufruf durch Druck antworte, werde mit
der Societät in Verbindung treten, und es solle der Bau nicht
ewig unsichtbar bleiben.
»Sub umbra alarum tuarum, Jehova,« so schliesst die Fama.
Der Fama Schwester, und doch nicht ganz aus demselben
Geiste herausgeboren, ist die Confession. Die letztere steckt,
wenn ich mich dieses Bildes bedienen darf, gegenüber der
ersteren den Fortschritt der Aufklärung wieder um einige
Pflöcke zurück. Zwar heisst es auch bei ihr, dass vor allem
die Verbesserung der Philosophie wichtig sei, aber der Gedanke
einer Reformation der Wissenschaften steht dem Verfasser der
Confessio doch ferner als dem der Fama. Das in letzterer über
das Goldmachen Gesagte widerruft er geradezu, schwärmt von
einem durch die Rosenkreuzerei herbeizuführenden goldenen
Zeitalter und schreckt im Hintergrund durch die Drohung des
nahen Weltunterganges.
Die Confession
nach der ältesten uns vorliegenden Ausgabe, 1615, Cassel.
Obwol die Societas mit einiger Sicherheit für Leib und
Leben jetzt den Papst als Antichrist ausrufe, solle und werde
doch erst die Zeit kommen, wo sie alle ihre Geheimnisse ins
volle Licht stelle. Auch mit dem Staat stehe die Fraternitas
wol, da sie »dem obersten Haupt des römischen Reiches ihr
Gebet, Heimlichkeiten und grosse Goldschätze gutwillig präsen
tiere und anbiete.«
Wichtig vor allem sei die Verbesserung der Philosophie.
Wenn es nun Gott gefallen würde, uns ein 6. Candelabrum an
zuzünden, welch herrlichen Zustand würde das herbeiführen!
Niemand brauchte mehr zu leiden durch Hunger, Armuth,
Krankheit, Alter; man lebte bis ans Ende der Welt, spräche
mit Indien und Peru durch Gedankenaustausch (Telepathie);