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3. Geistlicher Diseurs und Betrachtung, was für eine Gott
seligkeit und Art der Liebe erfordert wird, das ist, wie die
selbe eigentlich beschaffen sein will, wenn man die in aller
Welt verachtete, aber von Gott werth und theuer gehaltene
Gemeinschaft, Wissenschaft, Weisheit und Fraternität der rech
ten Rosenkreuzbrüder aufs beste Theil zu erreichen begehret.
Von neuem ans Tageslicht geruckt durch Doctorem Gra-
tianum Amandum de Stellis. Oppenheim 1618. —
Dieses Buch verdient eine besondere Beachtung. Wenn
es sich auch durch seine Hetze gegen Papst, Juden und Heiden
(Antirom- und Antisemitenhetze ä la Stöcker) nicht auf den
höchsten ethischen Standpunkt stellt, so bezeichnet es doch
insofern einen Fortschritt, als es die Wertschätzung des Gold
besitzes, der irdischen Glückseligkeit, des langen Lebens auf
dieser Erde etc. etc., was alles die Confessio ihren Adepten
verspricht, nicht teilt und nur Wert auf die innere Heiligung
legt. So finden wir in ihm folgenden bezeichnenden Passus:
»Das ist die wahre Gottseligkeit, darnach der Mensch im
rechten Glauben inniglich zu trachten schuldig, als dadurch
und mit der er durch die hohe Gnade und theure Verdienst
unseres Erlösers Jesu Christi zum innerlichen Christen werden,
und neben stetwährendem Gebet zu Gott, zu und in die ge
heime Gemeinde und Gesellschaft der hocherleuchteten Brüder
des rechten Christi leidenden lieblichen Rosenkreuzes kommen
und gelangen mag, also in Kraft deren in vielen schweren
wichtig und hohen Welt- und geistlichen Sachen mit Christo
unmögliche Dinge verrichten, ausführen und vollziehen, und
also das rechte und ruhige Jubeljahr täglich und stündlich
halten und celebrieren kann, zwar nicht, wie Weltkinder meinen,
zur Lust, Freude und Abentheuer oder Sammlung grosser zeit
licher Schätze, eigener Ehre und Hochzeit in diesem vergäng
lichen Weltkreis, sondern vielmehr zum geistlichen Nutz, Heil
und siegreicher Gesundheit des menschlichen Geschlechtes,
vorab zu Wendung, Abwehrung und Bindung gräulicher ob
schwebender Tyranney des schmeichelhaften, heuchlerischen
und wolfsmässigen Antichrists (Papst), auch zu Bekehrung der
hartnäckigen verstockten gewissenlosen Juden und anderer
ungläubiger Völker. Dazu denn Gott, der himmlische Vater,
mitsammt seinem geliebten Sohn und heiligen Geist, in der
bestimmten Zeit mit Gnaden verhelfen wird. Amen.«
4. Sendschreiben an die christlichen Brüder vom Rosen
kreuz. Von J. B. P. Medicus.
5. Sendschreiben an die Brüderschaft des hochlöblichen
Ordens des Rosenkreuzes. Von M. V. S. etc.