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welcher erstlich von der Phantasie ein oder ander finsteres
Objekt imprimirt war, und sie komt in ihren Stand oder Frei
heit. Und also kan man daraus schliessen, dass diese Operatio
extaseos etliche Male ganz natürlich geschehen könne, und zwar
ohne Kunst und unserem Artificio, nemlich, dass die Phantasie
denkend und wieder denkend, von dem äusseren Sinne das
Bild empfängt, also dass dieses Bildniss und Charakteres das
Mumialferment des Geblütes etliche Male moviren, durch welche
sich dieses sulphurische Theil erhebet, so die Hitze fermentirt,
und in dem ganzen Leib sich ausbreitet, machet die Geister
wie auch die Bewegung der Nerven einschlaffend, und also
bleibet die Seele in ihrer völligen Freiheit, und ohne Obscurität
des Leibes, und producirt übernatürliche Effecten. Von diesem
gebenedeieten Sulphur haben wir das Prinzipium in der Cabala,
das ist die allerhöchste und allerschärfeste Kunst, durch welche
sich der Mensch zu allen scientischen Sachen extendirt, welches
gescliiehet, weil das Subject unserer Seele capabel oder fähig
ist, alle Sachen zu begreifen.« —
Gleich Paulus, der durch die Gnade des Herrn in den
dritten Himmel entrückt wurde, geschehe es auch den Rosen
kreuzern, denn dieser herrliche Sulphur sei nur im Besitze der
Br. v. R., und ein Bericht darüber sei nur in den Schriften
zweier alter Philosophen zu finden. —•
Auch über die Art undWeise, in welcher die »Erneuerung«
stattfand, d. h. die Wiederverjüngung, gibt uns das Buch Auf
schluss. Auf Seite 33—34 heisst es:
»Auf was Art nun diese Renovation geschiehet, wil ich
dich berichten. Nim 3 Gran dieser Medizin, thue sie in 1 x / 2
Unze Menschenblutwasser und also die Sachen soltu in 4 Unzen
Carduibenedictenwasser thun, nim es ein, lege dich ins Bette,
decke dich wol zu, bleibe vier Stunden liegen, so wirstu
mit Verwunderung wohl schwizen. Nachdem lasse dich mit
warmen Tüchern wohl abtrocknen; in wärender Zeit aber
ernäre dich mit substantiosen Alimenten. Diese Operation
soltu in einer Woche 3 mal thun; also dass allezeit ein Tag
ausgesetzt werde, da du die Medizin nicht nimst.«
VII. Kapitel.
Der Name »Rosenkreuzer«.
Ehe wir nun aus den vorstehenden Daten behufs einer ge
ordneten Darstellung der Entwicklung des Rosenkreuzertums
Schlüsse ziehen, wollen wir eine kurze Behandlung der Ent
stehung des Namens der Rosenkreuzer vorausschicken. Bildet
ja doch dieser Punkt überhaupt eine Frage für sich. Anderer