Die westliche Ostsee als Ubungsfeld. Minenkrieg.
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wir aber nur zu erwarten, wenn es gelang, die Ausbildung auf
der Höhe zu halten, in der wir unsere einzige und ausschlag
gebende Möglichkeit erblicken konnten, den Gegner zu über
treffen. Ein geeignetes Übungsfeld, dies zu erreichen, war die
Ostsee mit dem Kieler Hafen als Rückhalt. Ohne dieses Ge
biet wäre die Entwicklung, welche unsere Unterseebootswaffe
nehmen sollte, gar nicht denkbar gewesen.
Bei der Bedeutung dieses Ubungsfeldes für unsere Krieg
führung und bei den wertvollen Anlagen der Kieler Werft und
besonders der Torpedowerkstatt in Friedrichsort, auf deren
Leistungsfähigkeit später der, ganze U-Bootkrieg beruhte, er
scheint es unbegreiflich, daß' der Gegner nicht irgend welche
Anstrengungen gemacht hat, diese Lebensader zu unterbinden.
Die von dänischer Seite erfolgte Absperrung des Großen
Beltes durch Minen im nördlichen und mittleren Teil kam bei
Kriegsbeginn den Wünschen unseres Admiralstabes zur Ver
mehrung der Sicherheit der Ostsee entgegen. Ob die Dänen
das Recht zu dieser Sperrung sür sich in Anspruch nehmen
konnten, denn es handelte sich um eine internationale Fahr
straße, mag dahingestellt bleiben. Auch von englischer Seite
ist die Sperrung geduldet, jedenfalls weil es den Kriegsplänen
entsprach, nicht in die Ostsee einzudringen. Unsere Flotte
empfand die Absperrung als einen großen Nachteil für ihre
Bewegungsfreiheit, weil sie ihr die Möglichkeit nahm, mit
großen Schiffen von einem in der Nordsee weiter ausgedehn
ten Vorstoß, wenn zweckmäßig, um Skagen herum nach der
Ostsee auszuweichen, statt auf die einzige Rückmarschlinie nach
Helgoland angewiesen zu sein. Das Verlangen, die Öffnung
des Großen Beltes von Dänemark zu erwirken, wurde vom
Admiralstab aus politischen Gründen als unausführbar be
zeichnet.
Von den in den Herbstmonaten 1914 ausgeführten ver
schiedenen Minenunternehmungen der Hochseeflotte verdient
eine Fahrt besondere Erwährung, die am 17. Oktober von der