Bindung der Flotte vereitelt den Erfolg
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gekommen war, und daß der von „Stralsund" gemeldete
Standort von 1 Uhr mittags genau übereinstimmt mit der
englischen Angabe, so waren die beiden feindlichen Gros um
7 Uhr vormittags nur etwa 50 sm auseinander. Es bestand
eine große Wahrscheinlichkeit, daß sich beim Fortsetzen unserer
ursprünglichen Marschrichtung die Kurse im Lause des Vor
mittags in Sichtweite voneinander gekreuzt hätten.
Für eine sich daraus entwickelnde Schlacht lag der Vorteil
entschieden auf unserer Seite. Die Engländer verfügten an
Ort und Stelle über das II. Schlachtgeschwader aus sechs
Schiffen, in greifbarer Nähe stand das erste Schlachtkreuzer
geschwader mit vier Schiffen, dazu kamen noch einige leichte
Kreuzer und das mit dem II. Geschwader marschierende III.
englische Kreuzergeschwader.
Der englische Flottenchef lief nach seiner Angabe erst mit
tags um 12 Uhr mit den übrigen Schiffen aus Scapa Flow aus,
nachdem er morgens 9 Uhr die Nachricht von der Beschießung
erhalten hatte. Er konnte keinesfalls mehr zur Zeit kommen,
während das III. englische Geschwader, das sich um 10 Uhr schon
dem Platze näherte, wo unsere Streitkräfte gesichtet waren, der
feindlichen Seite keine Überlegenheit über unsere Flotte mehr
gebracht hätte.
Auf englischer Seite wurde die Enttäuschung darin gesehen,
daß wiederum Küstenplätze von unseren Kreuzern beschossen
waren, und es nicht gelungen war, sie abzufassen, obgleich sich
die nötigen Strcitkräfte dazu zufällig in See befanden und sogar
Fühlung mit unseren Kleinen Kreuzern bekommen hatten. Es
mag dieses mit daran gelegen haben, daß nach der Schilderung
des Admirals Jellicoe die in See befindlichen Geschwader so
wohl von ihm Anweisungen erhielten über ihr Verhalten, wie
der Feind abgeschnitten werden könne, als auch direkte Befehle
von der englischen Admiralität, die anders lauteten und von
deni Chef des zweiten Schlachtgeschwaders Sir George War-
render befolgt wurden.