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Stärkeoerhältnis. Absicht weitergehender Offensive
Allerdings hatte auch der Engländer in den Schiffen der
„Queen Elizabeth"-Klaffe, welche feit Anfang 1915 fertigge
stellt sein mußten, einen großen Zuwachs an Kampfkraft er
halten. Sie führten Geschütze von 38-ow-Kaliber, hatten
starken Panzerschutz und eine Geschwindigkeit von 25 Knoten,
worin sie also unseren Panzerkreuzern gleichkamen, während
sie in ihrer Angriffskraft allen unseren Schiffen erheblich
überlegen schienen
Dieses zur Zeit bestehende Kräfteverhältnis verbot uns
zunächst noch, die Entscheidungsschlacht gegen die versammelte
englische Flotte zu suchen. Unsere Seekriegführung mußte aber
auch verhindern, daß diese Entscheidungsschlacht uns vom
Gegner aufgezwungen wurde. Dieser letztere Fall konnte
eintreten, wenn unsere Kriegführung anfing, ihm so lästig zu
werden, daß er sich der deutschen Flotte unbedingt entledigen
mußte. Das konnte z. B. infolge des U-Boot-Krieges notwendig
werden, sobald es wieder gelang, ihn in bedrohlicher Weise
dem englischen Wirtschaftsleben fühlbar zu machen. Suchte
der Engländer eine solche Entscheidungsschlacht, so konnte er
sich den Zeitpunkt so legen, daß er seine Überlegenheit zu
vollster Geltung brachte, während von unseren Schiffen ein
Teil durch Reparaturen oder Jnstandsetzungsarbeiten nicht
verwendungsfähig oder auch zu Übungen in der Ostsee ab
wesend war, worüber der Gegner genaue Kunde haben konnte.
Um unsererseits an die englische Flotte heranzukommen,
mußte eine ständige planmäßige Einwirkung auf den Feind
stattfinden, mit dem Ziel, ihn zu zwingen, aus der abwarten
den Stellung heraus Streitkräfte vorzuschieben, die uns gün
stige Angriffsmöglichkeiten boten. Die früher angewandten
Methoden hatten ihren Zweck nicht erfüllt. Sie waren ent
weder mit zu geringen Kräften unternommen — bei den
Kreuzervorstößen derart, daß der Hauptteil der Flotte nicht
rechtzeitig eingreifen konnte, um die Gelegenheit aus
zunutzen — oder sie waren, wie bei den meisten Unter»