Abgeänderter Plan zum Vorstoß in das Skagerrak
199
Schlacht vor dem Skagerrak
führte, halte ich mich streng an meinen darüber erstatteten
dienstlichen Bericht. Bei der Beurteilung des Verhaltens
möge man sich vergegenwärtigen, daß ein Führer zur See
seine Handlungsweise nach den Eindrücken richtet, die durch
die Vorgänge bei ihm entstehen. Diese können Irrtümer ent
halten, die erst später durch Meldungen der eigenen Schiffe
oder wertvolle Ergänzungen durch die Darstellung der Gegen
partei aufgeklärt werden können. Die Kunst des Führens
besteht darin, sich aus den momentan erhaltenen Eindrücken
ein annähernd richtiges Bild zu machen und danach zu
handeln. Der Historiker kann dann die taktischen Folgerungen
ziehen, wo offenbare Fehler gemacht sind oder eine bessere
Erkenntnis der Lage einen Entschluß geboten hätte, der
größere Vorteile versprach. Auch hierbei wird eine gewisse
Zurückhaltung am Platze sein, wenn man behaupten will, daß
eine andere Bewegung „unbedingt" erfolgreicher gewesen
wäre, denn beim Erfolg spielt die Waffenwirkung die Haupt
rolle, rmd die läßt sich nicht mathematisch bestimmen. Ich
erinnere an den einen Treffer, der am 24. Januar 1915 un
serem Panzerkreuzer „Seydlitz" so großen Schaden zufügte,
daß man daraus glaubte folgern zu müssen, diese Schiffe
könnten nur wenig Treffer schweren Kalibers vertragen, und
doch bewies die kommende Schlacht das Gegenteil. Ein guter
Treffer kann allerdings das Schicksal eines Schiffes, selbst des
stärksten, besiegeln. Eine Seeschlacht kann wohl der Kritik
unterzogen werden, warum es so kam, aber wenn man be
haupten will, wie es hätte anders kommen können, so steht
das auf schwachen Füßen.
1. Der Vormarsch
Als am 30. Mai nachmittags die Möglichkeit einer weit
vorgeschobenen Luftschiffaufklärung noch immer als unsicher
angesehen wurde, entschloß ich mich zum Vorgehen in der