Full text: Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg: persönliche Erinnerungen

Einleitung 
zu beseitigen, die ihrer freien und ungehinderten Betätigung ij 
entgegenstehen. 
Die Hauptwiderstandskraft liegt in der feindlichen Flotte,' 
deren erfolgreiche Bekämpfung erst die Ausnutzung der See 
herrschaft ermöglicht. Nächstdem kann die eigene Flotte 
darauf ausgehen, die feindlichen Küsten oder überseeischen Be-j 
sitzungen anzugreifen, Landungen auszuführen oder solche in 
großem Maßstabe (Invasion) vorzubereiten und zu decken. 
Schließlich kann sie ferner den Gegner durch Blockade von 
jeder Zufuhr über See abschließen und seine Kauffahrteischiffe 
mit ihren wertvollen Ladungen aufbringen, bis diese sich nicht 
mehr auf See blicken lassen. Entgegen dem internationalen 
Gebrauch im Landkrieg, das private Eigentum zu schonen, be 
steht noch immer der Grundsatz des Seebeuterechts, das nichts 
anderes ist als ein Überbleibsel des Seeraubs, der durch die 
Kaperei der Freibeuter in der Periode der großen Seekriege \ 
vor hundert Jahren so lebhaft betrieben wurde. 
Die Beseitigung des Seebeuterechts ist bisher noch immer 
an dem Widerstand Englands gescheitert, obgleich es selbst die 
ausgebreitetste Handelsschiffahrt besitzt. Denn es erwartet die 
Hauptwirkung feiner Seemacht von der Schädigung des feind 
lichen Seehandels. Im Laufe der Zeit hat England, dem 
Drängen der Mehrheit anderer Seestaaten scheinbar nach 
gebend, Einschränkungen des Blockade- und Seebeuterechts 
zugestanden, die dem vorwiegend kontinentalen Interesse jener 
Staaten entsprachen, mit dem Gedankenvorbehalt, sich darüber ! 
nach Gefallen hinwegzusetzen. Es verdient ganz besondere \ 
Beachtung, daß England an diesem Recht zur Schädigung des 
feindlichen (und auch des neutralen) Handels eisern festgehal 
ten hat, weil es von feiner Überlegenheit zur See überzeugt 
war. Als unser Handelskrieg anfing, in ungeahnter Weise 
unheilvoll für das Jnfelvolk zu werden, setzte es alle Hebel in 
Bewegung, um unser Vorgehen in Mißachtung zu bringen. 
Für minder starke Seestnaten ist es je nach Lage, Küsten- 
2« 
19
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.