Der Thronfcilgermard — Abreise
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otc Schiffsbesatzungen mit ihren Stamm-Marineteilen am
Lande in Fühlung zu halten. Am Orte dieser Stamm-Marine-
teile, zu denen die langdienenden Leute, besonders die Unter
offiziere, nach einem Bordkommando wieder zurücktraten, bis
eine neue Verwendung erfolgte, hatten auch die Familien ihren
Wohnsitz. Die leider immer nur kurzen Pausen, die der Aus
bildungsdienst im Jahre gestattet, ließ man die Schiffe in ihren
Hanptliegehäfen zubringen.
Ass einzigste Störung allerdings gewaltigster und folgen
schwerster Art fuhr in dies farbenprächtige friedliche Bild,
dessen Treiben nur einem Wettbewerb in der Geschicklichkeit
auf sportlichem Gebiet zu gelten schien, die Nachricht von der
Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzogs Franz
Ferdinand. Am nächsten Tage schon verließ der Kaiser Kiel,
um sich nach Berlin zu begeben. Die englischen Schiffe fuhren
am 29. Juni ab, wozu die Kleinen Kreuzer den Kaiser-Wilhelm-
Kanal benutzten. Sie hatten auf diese Weise Gelegenheit, die
erst wenige Wochen vorher fertiggestellte Fahrstraße in ihrer
neuen Gestalt kennen zu lernen. Ob sie auch schon durch unsere
Großkampfschiffe benutzbar sei, war eine ihrer Fragen, die
man ihrer Wißbegier zugute halten durfte. Die Vertiefung
mib Verbreiterung des Kanals und die Fertigstellung der
neuen Schleusen bei den Kanalmündungen kam gerade noch
zur rechten Zeit. Sie war erforderlich geworden, um den
großen Schiffen, deren Bau auch uns durch Einführung des
Dreadnought-Typs auferlegt war, die Durchfahrt zu ermög
lichen. Die Unbenutzbarkeit dieser Fahrstraße für die großen
Kreuzer von „Blücher" und für die Linienschiffe von der.
Nassauklasse ab, war seit 1909 ein Gegenstand schwerer Sorge
für das Flottenkommando wegen ihres nachteiligen Einflusses
auf die strategische Lage; sie zwang auch zu einer übermäßigen
Belastung unseres Hauptkriegshafens in der Nordsee, der den
Anforderungen nicht so schnell nachkommen konnte, wie das
Anwachsen der aus ihn angewiesenen Schiffe vor sich ging.