Full text: Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg: persönliche Erinnerungen

Dar U-Boot kann retten 
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dagegen konnte sich gerade in die Küstengebiete begeben, wo 
der ganze Verkehr zusammenströmte, und der Verfolgung ent 
zog es sich sehr einfach durch Untertauchen. 
Alle diese Erwägungen hatten an den verschiedensten 
Stellen der Marine gleichzeitig zu demselben Vorschlag ge 
führt: Unsere Seekriegführung muß dem Beispiel der eng 
lischen folgen und auf die Vernichtung des Handelsverkehrs 
gerichtet werden, weil wir damit den englischen Lebensnerv 
unmittelbar zu treffen vermögen. Das U-Boot kann als ge 
eignetes Mittel dazu dienen. Mit diesem Vorschlag trat im 
November 1914 das Flottenkommando an den damaligen 
Chef des Admiralstabes, Admiral v. Pohl, heran mit folgender 
Begründung: 
„Da unsere Küste nicht blockiert ist, könnte an und für sich 
unser Handel mit den Neutralen, soweit nicht Konterbande in 
Frage kommt, ruhig weitergehen. Gleichwohl hat aller Handel 
der Nordseeküste aufgehört. England übt sogar auf die uns 
benachbarten Länder einen starken Druck aus, um auch jeden 
Handel von dort mit Waren, die für unsere Kriegführung 
wichtig sind, zu unterbinden. Besonders lebhaft sind seine 
Bemühungen, die Lebensmittelzufuhr über neutrale Länder 
zu verhindern. Es handelt sich hierbei nicht nur um Lebens 
mittelzufuhren für unsere Truppen, sondern England will 
unser ganzes Volk aushungern. Es setzt sich hierbei über jede 
Bestimmung des Völkerrechtes hinweg, da Lebensmittel nur 
relative Konterbande sind, also nur der Beschlagnahme unter 
liegen, wenn sie für die Kriegführung bestimmt sind. Nach 
den Bestimmungen der Londoner Konferenz kann relative 
Konterbande nur beschlagnahmt werden, wenn sie mit dem 
Schiff unmittelbar nach dem feindlichen Lande befördert wird. 
Wird sie über ein neutrales Land, z. B. Holland, befördert, 
so ist ihre Beschlagnahme unzulässig. Trotzdem ist eine große 
Anzahl von Dampfern, die mit Lebensmitteln, Öl, Erzen usw. 
nach neutralen Ländern unterwegs waren, obgleich ihre weitere
	        
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