Die militär-politische Bedeutung des U-Boot-Krieges
332
Vor Eröffnung des U-Bootkrieges war der Überseeverkehr
von und nach England noch nicht ernstlich beeinträchtigt ge
wesen. So störend auch der Kreuzerkrieg durch „Emden",
„Karlsruhe", „Kronprinz Friedrich Wilhelm", „Prinz Eitel-
Friedrich" sich fühlbar machte, hatte er doch infolge des Man
gels überseeischer Stützpunkte eine durchgreifende Wirkung
nicht auszuüben vermocht. Die Frachtenteuerung hielt sich
noch in mäßigen Grenzen, und der Engländer litt im großen
und ganzen noch kaum. Von Mangel war nirgends die Rede,
und auch die Erhöhung der Preise blieb erträglich. Der
U-Boot-Krieg änderte die wirtschaftlichen Verhältnisse Englands
von Grund aus. Die Frachten stiegen bedeutend. Im Mai 1915
erreichten sie etwa das Doppelte der Januarsätze: im Ja
nuar 1916 waren sie durchschnittlich fast auf das Zehnfache
der Frachtsätze in der Zeit vor dem Kriege (Januar 1914) ge
stiegen. Die Großhandelspreise folgten natürlich der Be
wegung, und wenn auch die Zufuhren nicht so gelitten hatten,
daß von einer Not gesprochen werden konnte, so hatte der
U-Bootkrieg doch zu einer Knappheit geführt, weil die durch
den Heeresbedarf stark vermehrte Nachfrage nicht befriedigt
werden konnte. Gegen Ende des Jahres machte sich der Aus
fall an Frachtraum stark fühlbar, und es war klar geworden,
daß in der Frachtraumnot das Hauptproblem des U-Boot-
krieges lag. Im Januar 1916 reichte der neue Chef des Admi
ralstabes eine umfangreiche Denkschrift ein, worin er die eng
lischen Wirtschaftsverhältnisse einer genauen Prüfung unter
zogen hatte und auf Grund seiner Untersuchungen zu folgenden
Schlüssen gelangte:
1. Der vorjährige U-Bootkrieg traf mit allmählich
wachsenden Mitteln und unter zunehmenden Einschrän
kungen nichtmilitärischer Natur auf einen vom Kriege
noch wenig beeinträchtigten, voll widerstandsfähigen
Wirtschaftskörper. Im Wege einer Knappheit, die sich
vorzugsweise in erheblicher Verteuerung wichtiger Nah