Full text: Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg: persönliche Erinnerungen

Es bleibt uns keine andere Wahl 
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Versorgung einwirken wird. Ich halte aber für ausgeschlossen, 
daß das jetzt unter Lloyd George zum Äußersten entschlossener 
Leitung stehende England dadurch zum Frieden gezwungen 
werden könnte, zumal die oben erwähnten Wirkungen der Fett-, 
Holz- und Erznot und die nachhaltige Einwirkung auf die Mu 
nitionszufuhr fortfallen. Dazu kommt der Fortfall der psycho 
logischen Wirkungen der Panik und des Schreckens. Diese nur 
vom uneingeschränkten U-Bootkrieg zu erwartenden Wirkungen 
schätze ich als eine unentbehrliche Voraussetzung des Erfolges 
ein. Wie schwer sie wiegen, beweisen die Erfahrungen, die wir 
im Anfang des U-Bootkrieges vom Frühjahr 1915, als die Eng 
länder noch an seinen vollen Ernst glaubten, und sogar in dem 
kurzen N-Bootkriege vom März und April 1916 gemacht haben. 
Voraussetzung ist ferner, daß Beginn und Ankündigung 
des uneingeschränkten U-Bootkrieges derart zusammenfallen, 
daß zu Verhandlungen, insbesondere zwischen England und den 
Neutralen, keine Zeit bleibt. Nur in diesem Falle wird der 
„heilige" Schrecken in den Feind und die Neutralen fahren. 
6. Die Ankündigung des uneingeschränkten U-Bootkrieges 
wird die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika 
erneut vor die Frage stellen, ob sie die Folgerungen aus der von 
ihr bisher eingenommenen Haltung gegenüber der U-Boots- 
verwendnng ziehen will oder nicht. Ich bin durchaus der An 
sicht, daß der Krieg mit Amerika eine so ernste Angelegenheit ist, 
daß alles geschehen muß, um ihn zu vermeiden. Die Scheu vor 
dem Bruch darf aber m. E. nicht dazu führen, im entscheidenden 
Augenblick vor dem Gebrauch der Waffe zurückzuschrecken, die 
uns den Sieg verheißt. Auf jeden Fall ist es zweckmäßig, die 
für uns ungünstigere Lösung als wahrscheinlich anzunehmen 
und sich klar zu machen, welchen Einfluß auf den Gang des 
Krieges der Zutritt Amerikas zu unseren Gegnern haben würde. 
In bezug auf den Schiffsraum könnte der Einfluß nur sehr ge 
ring sein. Es ist nicht zu erwarten, daß mehr als ein geringer 
Bruchteil der in amerikanischen und vielleicht auch in neutralen 
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