Spätester Termin der 1. Februar
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Einbringen der neuen Ernte die Entscheidung zu unseren
Gunsten herbeizuführen. Nutzen wir diese nach menschlichem
Ermessen letzte Gelegenheit nicht aus, so sehe ich keine andere
Möglichkeit als die gegenseitige Erschöpfung, ohne daß es uns
dabei gelingen kann, den Krieg so zu beenden, daß unsere Zu
kunft als Weltmacht gesichert wird. Um rechtzeitig die nötigen
Wirkungen erzielen zu können, muß der uneingeschränkte
U-Bootkrieg spätestens am 1. Februar beginnen.
Ich bitte Ew. Exzellenz um Äußerung, ob die militärische
Lage auf dem Kontinent, insbesondere gegenüber den noch ver
bleibenden Neutralen diesen Zeitpunkt gestatten wird. Zum
Treffen der nötigen Vorbereitungen bedarf ich eines Zeitraumes
von drei Wochen. (gez.) v. holtzendorff.
Dieselbe Auffassung, die der Chef des Admiralstabes in
seinem Schreiben an den Gcneralfcldmarschall v. hindenburg
vom 22. Dezember in so ausführlicher Weise vertrat, daß nun
der äußerste Termin zur Eröffnung des uneingeschränkten
U-Bootkrieges herangekommen sei, hat er jedenfalls auch der
Reichsleitung gegenüber vertreten, obgleich dem Flottenkom-
mando nähere Mitteilungen darüber nicht zugegangen sind.
hier scheint er aber auf größere Schwierigkeiten gestoßen zu
sein, so daß er sich wiederum geneigt zeigte, einen vermittelnden
Weg einzuschlagen. Als die von der Flotte erwarteten Befehle
über den Zeitpunkt der Eröffnung, die bereits Mitte Dezember
von dem Admiral angekündigt waren, ausblieben und ich auf
meine dringliche Anfrage eine ausweichende Antwort erhalten
hatte, fürchtete ich, daß wieder eine neue Stockung eingetreten
sei, und schickte deshalb den Chef der Operationsabteilung, Kapi
tän zur See v. Levetzow, nach Berlin, um nähere Erkundi
gungen einzuziehen. Diesem wurde in einer Besprechung mit
Admiral v. holtzendorff, die am 4. Januar stattfand, bedeutet,
daß zurzeit nichts weiter zu erreichen möglich sei als das Vor
gehen gegen armierte Dampfer. Eine entsprechende Note an
Amerika wäre bereits fertiggestellt und würde abgesandt. Es