Kriegsausbruch
32
Mobilmachung in der Regel vorausgehenden Sicherungszustand
gehören, der wegen der zunehmenden Verschärfung der politi
schen Lage angeordnet war.
Alle unsere Vorbereitungen standen unter denr Eindruck,
daß es sich um einen Krieg mit Rußland und Frankreich
handeln würde. Der 29. Juli verging mit dem Auffüllen der
Kohlen- und Proviantvorräte. Beurlaubte wurden noch nicht
zurückberufen, da die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens
noch keineswegs aufgegeben war. Am folgenden Tage schon
wurden die Nachrichten bedrohlicher und Englands Auftreten
feindseliger. Dementsprechend bereitete sich das III. Geschwader
vor, durch den Kanal nach der Nordsee zu gehen, und es
wurden nun auch die letzten Vorbereitungen getroffen, um die
Schiffe für den jederzeitigen Übergang in den Gefechtszustand
bereit zu machen.
Am 3t. Juli begab sich auch der Flottenchef vormittags
auf „Friedrich der Große" durch den Kanal nach der Nordsee.
Aus diesem Entschluß ging hervor, daß der Schwerpunkt des
Seekrieges für uns nunmehr nach dem Westen verlegt war.
Kurz vor der Abfahrt hatte ich eine Unterredung mit Admiral
von Jngenohl, wobei er mir noch einmal als Aufgabe für das
II. Geschwader im Kriegsfall das Vorgehen gegen Rußland
stellte.
Begreiflicherweise hatte dieser Auftrag, der es mir er
möglichen sollte, die erste Kriegsunternehmung selbständig
leiten und durchführen zu können, einen großen Reiz. Die
Einsetzung eines neuen Oberbefehlshabers für die Ostsee in
der Person des Prinzen Heinrich von Preußen änderte an der
Freiheit des Handelns auf dem Wasser, wenn der Marsch in
die feindlichen Gewässer erst angetreten war, nichts Wesent
liches, und das Sachverständnis des Prinzen, feine ganze
Denkungsart und Auffassung von Verantwortlichkeit boten die
Gewähr, daß diese Ernennung der Sache nur zum Vorteil
dienen könne. Es möge schon hier vorausgeschickt sein, daß