Organisation und Verluste der U-Boote
denen die ihm unterstellten Boote ausgesetzt waren, ein eigenes
Urteil zu bilden. Ihm gebührt das große Verdienst, die
Leistungsfähigkeit des U-Bootes erkannt und auf die hohe
Stufe gebracht zu haben, der es die späteren Erfolge ver
dankt. Als der Verband später, dank der zunehmenden
Bautätigkeit, sich derartig auswuchs, daß die Organisation
den Umfang eines Geschwaderbetriebes bei weitem über
schritten hatte und auch entsprechende Befugnisse verlangte,
wurde Kommodore Michelsen zum Befehlshaber der U-Boote
ernannt, der bis dahin erster Führer der Torpedoboote ge
wesen war. Seine großen Kenntnisse und Erfahrungen auf
dem Gebiete des Torpedowesens ließen ihn für diese Stellung
besonders geeignet erscheinen, in der er auch die auf ihn ge
setzten Erwartungen voll erfüllt hat.
In der Marine hat die U-Bootwaffe die schwersten Ver
luste zu ertragen gehabt; die Zahl der auf kriegsmäßigen
Unternehmungen verlorengegangenen Boote hat 50 Prozent
erreicht. Im ganzen sind 360 U-Boote und U-Kreuzer im
U-Bootkrieg zur Verwendung gekommen, von denen 184
Boote auf ihren Kriegsfahrten verlorengingen. Wenn die
hohe Verlustziffer zum großen Teil auch der immer mehr
verschärften Abwehr des Gegners zuzuschreiben ist, der mit
immer neuen Listen und Mitteln versuchte, der U-Bootgefahr
Herr zu werden, so bleibt ein großer Teil der Verluste auch
darauf zurückzuführen, daß unsere U-Bootkommandanten es
sich nicht versagen konnten, bei der Versenkung der Dampfer
das Leben der Mitfahrenden nach Möglichkeit in Sicherheit zu
bringen, selbst wenn sie noch so oft enttäuscht worden waren.
Die Schwierigkeiten, denen die Boote bei ihren Angriffen
zu begegnen hatten, möchte ich an einigen Beispielen an Hand
der darüber dienstlich eingereichten Berichte erläutern. Es
wäre aber unmöglich, allen Kommandanten dabei in gleicher
Weise gerecht zu werden; denn sie versuchten sich gegenseitig
zu übertreffen in der Hinnahme aller Gefahren, die ihr
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