Full text: Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg: persönliche Erinnerungen

Aufmarsch in der Nordsee 
die schwierige und entsagungsvolle Ausgabe des Verteidigungs 
krieges in der Ostsee, wofür wir, nachdem England als Haupt 
gegner aufgetreten war, nur die beschränktesten Mittel, sowohl 
der Zahl als auch der Leistungsfähigkeit nach, erübrigen konnten, 
von dem prinzlichen Oberbefehlshaber in vorbildlicher Weise an 
gefaßt und durchgeführt ist: Ein Rtisseneinbruch wie in Ost 
preußen, der ebensowohl zu Wasser hätte erfolgen können, mit 
völliger Verwüstung der zahlreichen wertvollen und schönen 
Plätze an der Ostseeküste endend, blieb uns erspart. 
Die Hoffnung aus eine selbständige Oftseeunternehmung 
wurde aber schon an deinselben Tage zerstört durch den Befehl 
an das II. Geschwader, sich ebenfalls sofort nach der Nordsee 
zu begeben. Die Hochseeflotte war damit am 1. August auf der 
Jade versammelt, wo abends um acht Uhr der Mobilmachungs 
befehl eintraf, der überall von den Besatzungen der Schiffe 
mit freudigem Hurra begrüßt wurde. 
Über die vermutliche Haltung Englands war die Meinung 
inzwischen völlig umgeschlagen, und es wurde bestimmt in der 
Flotte damit gerechnet, daß es sich den beiden Gegnern, an die 
wir anfänglich allein gedacht hatten, anschließen würde. Dieser 
Auffassung entsprach auch die Stimmung in der Flotte. Wir 
waren uns des Ernstes der Lage völlig bewußt, daß es uns 
nunmehr einen Kampf kosten würde, tu dem ein ehrenvoller 
Untergang vielleicht die einzige Aussicht war. Aber nirgend 
wo war ein Zeichen von Entmutigung wegen der Aussichts 
losigkeit gegen die Übermacht, sondern helle Begeisterung und 
Kampfesfreudigkeit auch unter den Mannschaften, gesteigert 
durch das Gefühl der Erbitterung gegen die Vergewaltigung 
durch solche Übermacht und das Gefühl, daß es nun erst recht 
darauf ankäme, alles einzusetzen, um das Vaterland nicht im 
Stich zu lassen. Es bedurfte keiner besonderen Ermahnungen 
an die Besatzungen, ihren Mann zu stellen, denn aus ihren 
Mienen strahlte die Freudigkeit, in den Kampf zu ziehen. 
Die mit kühler Vernunft die Aussichten des Kampfes 
Z DsÄschkmchS HEttflv-Ue im Miiiti 
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