Tätigkeit der Flotte im Zeichen des U-Bootkrieges
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U-Boote in jedem einzelnen Falle bis über das Sperrgebiet
hinaus in freies Wasser zu bringen, beeinträchtigten natürlich
wiederum die Arbeiten zum eigentlichen Minensuchen und
-räumen. Es konnte zwar im Notfall auf die Torpedoboot-
flottillen zurückgegriffen werden, die aber schließlich ein ebenso
kostbares Material darstellten wie das von ihnen zu schützende;
besonders hatten aber auch die neueren Boote einen zu großen
Tiefgang, um selbst ungefährdet durch minenverseuchte Gebiete
fahren zu können. (Je geringer der Tiefgang, um so geringer
auch die Gefahr für die Minensucher, deren Konstruktion dieser
Anforderung besonders Rechnung tragen muhte.) Der Zu
wachs an Neubauten hatte in den letzten Monaten kaum die
Verluste gedeckt, und die vom Flottenkommando verlangte Zahl,
die als Sollbestand anerkannt war, konnte noch nicht aufgefüllt
werden. Die minenfreien Wege brauchten wir aber nicht allein
den U-Booten zuliebe, sondern auch um den Verkehr zwischen
Rotterdam und der Elbe bzw. Ems aufrechterhalten zu können.
So lagen Mitte Juli in Rotterdam 15—20 Dampfer, die auf
Nachricht warteten, daß sie ungefährdet herüberkommen könn
ten. Aufgabe der Flotte war es, ihnen die Garantie zu geben,
daß die Fahrstraße unter der Küste entlang benutzbar war, und
sie mit den Vorpostenstreitkräften einzuholen und sicher hin
durchzubringen.
Aller Schwierigkeiten ungeachtet, konnte aber doch ver
mieden werden, daß eine Stockung im Herausbringen der
U-Boote eintrat. Es sind nur sehr wenige Tage im ganzen
gewesen, an denen wir der Sicherheit halber darauf verzichteten,
den Weg unmittelbar in die Nordsee zu wählen und den Umweg
durch den Nord-Ostsee-Kanal und durch das Kattegatt einzu
schlagen. Der geringe Zeitverlust spielte keine Rolle gegenüber
der erhöhten Sicherheit, die für denAusmarsch gewonnen wurde.
Da die Boote in Kiel noch einmal ihren Brennstoffvorrat er
gänzen konnten, wurde die Zeit, die sie im Operationsgebiet zu
bringen konnten, dadurch auch kaum verkürzt. Es war aber