Full text: Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg: persönliche Erinnerungen

Tätigkeit der Flotte im Zeichen des U-Bootkr!eges 
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deren sie sich allein zu erwehren hatten, während sie im Opera 
tionsgebiet tätig waren. Diese Auffassung herrschte ganz be 
sonders bei den Minensuchverbänden, die immer wieder neue 
Verluste erlitten und doch alles aufböten, die Hauptgefahr 
von den U-Booten auf sich zu ziehen. 
Im August ließ <5. M. der Kaiser der Flotte seinen Be 
such ansagen. Kurz vor seinem Eintreffen am 2. August hatten 
sich auf einzelnen Schiffen des IV. Geschwaders („Prinzregent 
Luitpold" und „Friedrich der Große") Anzeichen von Unbot 
mäßigkeit unter der Besatzung gezeigt, die den Charakter einer 
Meuterei annahmen, durch geeignete Maßnahmen der Vor 
gesetzten aber als verhältnismäßig geringfügig im Keiine unter 
drückt werden konnten, ehe sie nachteilige Wirkungen auf die 
Schlagfertigkeit der Schisse auszuüben vermochten. Die Unter 
suchung der Vorfälle ergab, daß hinter diesen verhältnismäßig 
geringfügigen Ausbrüchen eine sehr ernst aufzufassende Be 
wegung stand, die sich zum Ziel gesetzt hatte, eine gewaltsame 
Lahmlegung der Flotte herbeizuführen, sobald der geeignete 
Zeitpunkt den politischen Drahtziehern gekommen schien. Der 
Zusammenhang zwischen Mitgliedern der Unabhängigen sozial 
demokratischen Partei und den Führern der Bewegung auf der 
Flotte wurde durch die gerichtliche Untersuchung festgestellt. 
Die Rädelsführer hatten es zunächst darauf abgesehen, eine 
größere Zahl von Mannschaften zu gewinnen, sich in Listen ein 
tragen zu lassen, die auf dem bevorstehenden Sozialistenkongreß 
in Stockholm den Beweis liefern sollten, daß auch die Mann 
schaften in der Front die Lust zum Weiterkämpfen verloren 
Hütten und bereit seien, die politische Bewegung mitzumachen. 
Diese zielte daraus ab, durch den Umsturz der bestehendenStaats- 
ordnung in allen am Krieg beteiligten Ländern das Ende des 
Krieges herbeizuführen. In geschickter Weise hatten die Rädels 
führer es verstanden, Unzufriedenheit und Verstimmung an 
Bord einzelner Schiffe und vermeintliche Mißstände, nament 
lich in der Verpflegung, auszunutzen, und scheuten auch nicht
	        
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