Unentschlossenheit der Negierung
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davor zurück, durch Androhung von Gewaltmaßregeln auf ihre
Kameraden einzuwirken. Es gelang, die Fäden des ganzen Un
ternehmens aufzudecken und die Anstifter des Aufruhrs der
verdienten Strafe zuzuführen. In einzelnen Fällen war das
Kriegsgericht zur Verhängung der Todesstrafe gekommen, die
auch an den hauptsächlich Belasteten vollzogen wurde. Die
meisten der Mitläufer waren sich aber über die Folgen ihrer
Zustimmung, der Organisation beizutreten, nicht klar geworden,
vielfach auch nicht einmal darüber aufgeklärt gewesen. Im Ver
hältnis zu der Gesamtzahl der Flottenmannschaften handelte
es sich nur um einen kleinen Bruchteil von Personen, die sich
auf das Unternehmen eingelassen hatten.
Die große Gefahr, die in dieser Wühlerei lag, welche ge
wissenlose Hetzer in die Flotte getragen hatten, war nicht zu
verkennen. Die Bordverhältnisse boten besonders auf den
großen Schiffen leider einen günstigen Nährboden für solches
Treiben, da die Mannschaften dauernd in enger Be
rührung mit der Heimat standen und von dem Niedergang
der dort herrschenden Stimmung nicht freigehalten werden
konnten. Bei Leuten, die jahraus, jahrein auf den großen
Schiffen denselben Dienst taten und nicht die anregende Auf
frischung erhielten, sich im Kampfe mit dem Feind betätigen
zu können und die andererseits täglich eine geistige Nahrung
in Zeitungen und Flugblättern vorgesetzt bekamen, welche von
Kriegsmüdigkeit und der Verurteilung unserer Kriegführung
strotzte, war es leider möglich, ihre Gesinnung zu beeinflussen
und sie zur Pflichtvergessenheit zu verführen.
Dem Staatssekretär des Reichsmarine-Amts, der am
17. August in Wilhelmshaven eingetroffen war, dem Tage vor
der Einschiffung des Kaisers, stellte ich in eindringlichster Weise
vor, daß die Regierung die ernsteste Pflicht hätte, die Flotte vor
dieser Organisation zu schützen, da die Bemühungen der Vor
gesetzten, die Leute vor den unheilvollen Einflüssen zu be
wahren, sonst keinen Erfolg haben könnten. Admiral v. Capelle