Full text: Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg: persönliche Erinnerungen

Rückruf der U-Boote; Flottenpläne 
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persönlich, seinen Einfluß beim Reichskanzler zu einer Abände 
rung des Beschlusses des Kabinetts geltend zu machen... Es ge 
lang dem Kaiser jedoch nicht, den Reichskanzler zu einer an 
deren Auffassung zu bringen, so daß Se. Majestät mir danach 
durch den stellvertretenden Chef des Marinekabinetts, Kapitän 
zur See v. Restorff, sagen ließ, der Reichskanzler habe ihm die 
Lage derart vorgestellt, daß der U-Bootkrieg preisgegeben wer 
den müsse. 
Ebenso blieb ein nochmaliger Versuch von mir, den Reichs 
kanzler zu bewegen, wenigstens eine Befristung für das Zu 
geständnis in die Rote mit aufzunehmen, erfolglos. Er erklärte, 
daß wir nicht in der Lage seien, noch Bedingungen zu stellen, 
die Marine müsse sich in das Unabänderliche fügen und 
Zwischenfalle auf jeden Fall vermeiden. Ich sicherte dem Kanz 
ler zu, daß dies angestrebt werden würde, und daß ich daher alle 
U-Boote vom U-Boothandelskrieg zurückrufen würde. Diese 
Entscheidung über die Einschränkung des U-Bootkrieges sei inso 
fern sehr wichtig, weil die weiteren operativen Maßnahmen der 
Seekriegsleitung davon abhingen; denn der Hochseeflotte werde 
nunmehr die volle Freiheit des Handelns zurückgegeben werden 
müssen. 
Solange die Kampfhandlungen an der Front fortdauerten, 
deren Aufhören vorerst nicht abzusehen war, konnte und durfte 
die Marine nicht ihre gesamte Tätigkeit ruhen lassen, während 
der Ansturm der Feinde aus unsere Westfront, ohne jegliche 
Besorgnis vor der U-Bootgefahr, sich weiter steigerte. Ein Er 
folg zur See mußte von günstigem Einfluß auf die Friedens 
bedingungen fein und dazu beitragen, die Stimmung im Lande 
zu heben; denn die Forderungen der Feinde würden sich nach 
dem Maß von Widerstandskraft richten, das wir ihnen noch 
entgegenzusetzen bereit waren, und nach der Einschätzung, ob 
ihre eigene Kraft die dazu erforderliche Beanspruchung noch 
vertragen würde. Jede Schwächung derselben mußte für uns 
von Vorteil fein.
	        
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