Die Kapitulation
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neralfeldmarschalls mit ihm und General Lndendorff zusammen
nach Berlin, um dort im Bedarfsfall für die Beratungen ange
sichts der neuen Situation bereit zu fein. Wir konnten es uns
nicht anders vorstellen, als daß die Regierung auf diese neue
Forderung Wilsons eine Abweisung erfolgen ließe, die der Ehre
der Nation und ihrer Wehrmacht entspräche.
Unmittelbar nach der Ankunft in Berlin, am 25. nach
mittags, hatte der Kaiser den Generalfeldmarschall und General
Ludendorff zu sich entboten. Von dieser Besprechung hatte
General Ludendorff den Eindruck gewonnen, daß der Kaiser
sich den Vorschlägen der Regierung anschließen würde, so daß
uns nur der Versuch übrig blieb, beim Vizekanzler v. Payer,
da der Reichskanzler selbst erkrankt war, festzustellen, welche
Entschlüsse die Regierung treffen würde.
Diese Besprechung fand am 25. abends, statt, jedoch mit
völlig negativem Ergebnis. Trotz der eindringlichsten Aus
führungen des Generals Ludendorff, denen der Feldmarschall
und ich zustimmten, war es nicht möglich, Herrn v. Payer zu
überzeugen, daß unsere nationale und soldatische Ehre es von
uns forderten, die maßlosen Bedingungen Wilsons zurückzu
weisen. Der Feldmarschall und General Ludendorff erklärten,
daß sie, wenn das geschähe, die Westfront den Winter hindurch
halten würden. Es war vergebens. Herr v. Payer wollte
den Angaben Ludendorffs keinen Glauben schenken; er wollte
sich von anderen Generalen aus der Front ein Bild geben
lassen. Vor allem aber hatte er jeden Glauben an die Wider
standskraft des Volkes und des Heeres verloren.
Die Verhandlungen mußten fruchtlos abgebrochen werden,
da der Vizekanzler zu keinerlei Zugeständnissen zu gewinnen
war. Selbst auf die Frage, ob bei Eingang der genauen Be
dingungen, sofern sie einer Kapitulation gleichkämen, das Volk
zu letztem Kampf aufgerufen werden würde, antwortete Herr
v Payer: Man müsse erst sehen, wie die Lage dann sei.
Bei einem am nächsten Morgen gehaltenen Vortrag des