Full text: Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg: persönliche Erinnerungen

Schlußwort 
500 
Der wichtigste u»d entscheidende innere Grund war, daß die 
Kriegsmüdigkeit des ganzen Volkes, gefördert durch Hunger 
und Entbehrungen aller Art, so weit um sich gegriffen hatte, 
daß auch die Wehrmacht das Vertrauen auf einen glücklichen 
Kriegsausgang verlieren mußte. 
An dem Tage, da die Deutsche Nationalversammlung 
jenem unseligen Friedensbeschluß zustimmte, der den Haß ver 
ewigt, gab die Tat von Scapa Flow noch einmal Zeugnis von 
dem Geist, der die Marine in gleichem Maße wie das Heer 
in kampfesfroher Zeit beseelte. So tief wir auch gebeugt sind, 
so brauchen wir nicht ungerecht zu werden gegen all das Große, 
was geleistet worden ist. Es ist der einzige Trost, den wir in 
die schwere Zukunft mitnehmen, der wir entgegengehen, und 
der Grundstein, auf dem sich unsere Hoffnung aufbaut. Die 
Kraft, die das deutsche Volk entwickelt hat, um dem Ansturm 
der überwältigenden Übermacht viereinhalb Jahre Widerstand 
zu leisten, den Feind aus dem eigenen Lande fernzuhalten, 
den Koloß Rußland zu fällen, selbst das sich unangreifbar 
dünkende England an den Rand des Verderbens zu drängen, 
ist eine so gewaltige, daß nur das ungewöhnlichste Mittel zu 
unserer Niederlage oerhalf: wir mußten durch uns selbst 
besiegt werden. 
Der Ruhm der Erfindung dieses Auswegs gebührt 
England, und die Auslieferung unserer Flotte erscheint als der 
große Triumph, den seine Seemacht davongetragen hat. Die 
Geschichtschreibung von der englischen Seekriegsührung wird 
nicht viel Rühmenswertes finden. Nur den Erfolg kann sie 
preisen, aber nicht die Mittel. Gerade die Auslieferung unserer 
Schiffe ist der beste Beweis, daß sie unbesiegt geblieben sind,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.