Full text: Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart 1914

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rezessiven Merkmal, und ihre Zahl beträgt ein Viertel der Zahl der Individuen. 
Bei der folgenden Generation (F 3 ) ergibt sich, daß dieses Viertel der Exemplare 
mit dem rezessiven Merkmal auch wieder nur Exemplare mit dem rezessiven 
Merkmal hervorbringt; dasselbe gilt von einem Drittel derjenigen Exemplare, 
welche das dominante Merkmal zeigten, während die zwei anderen Drittel sich 
wieder spalten, ebenso wie in der vorigen Generation. 
Man nennt diejenigen Individuen, welche die Fähigkeit haben, sich in der 
nächsten Generation zu spalten, Heterozygoten, diejenigen Individuen, welche 
diese Fähigkeit nicht haben, Homozygoten. Die erste aus der Kreuzung hervor 
gehende Generation (F : ) besteht also nur aus Heterozygoten, die folgende 
Generation (F 2 ) aus einem Viertel Homozygoten, welche das dominante 
Merkmal haben, einem Viertel Homozygoten, welche das rezessive Merkmal 
haben, und zweiViertel Heterozygoten. 
In manchen Fällen erscheinen die 
Heterozygoten in bezug auf das 
Merkmalpaar intermediär und sind 
also schon äußerlich als solche zu 
erkennen, aber in den meisten Fällen 
zeigen sie nur das dominante Merk 
mal. 
B. 
Vererbung bei abgeändertem 
Keimplasma. Früher glaubte man, 
daß alle Einwirkungen, welche den 
Körper verändern, auch auf die Keim 
zellen einen Einfluß haben und ent 
sprechende Änderungen in der Ver 
erbung hervorbringen (Lamarckis 
mus). Jetzt aber weiß man, daß das 
Keimplasma in den Geschlechtszellen 
ziemlich unabhängig ist von den 
anderen Zellen des Körpers und nicht 
so leicht verändert werden kann (Theorie der Kontinuität des Keimplasmas, 
Weismannismus). 
Stellt man sich auf den Standpunkt des Weismannismus, so gibt es überhaupt 
keine Vererbung der im individuellen Leben unter dem Einfluß äußerer Umstände 
entstandenen Veränderungen. Jedenfalls sind folgende Fälle zu unterscheiden: 
1. Es findet sehr oft eine Beeinflussung oder Veränderung des Körpers statt, 
ohne daß das Keimplasma davon berührt wird, also ohne Vererbung der erwor 
benen Veränderung. 
2. Es findet in manchen Fällen eine Beeinflussung des Keimplasma durch 
äußere Faktoren statt, ohne daß der Körper in entsprechender Weise verändert 
war. So können unter dem Einfluß äußerer Umstände neue erbliche Eigenschaften 
(Mutationen) entstehen (ohne daß an den beeinflußten Individuen irgendeine Ver 
änderung sichtbar war). 
3. Es kann in manchen Fällen eine gleichzeitige Beeinflussung des Körpers 
und des Keimplasmas stattfinden (parallele Induktion).
	        
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