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rezessiven Merkmal, und ihre Zahl beträgt ein Viertel der Zahl der Individuen.
Bei der folgenden Generation (F 3 ) ergibt sich, daß dieses Viertel der Exemplare
mit dem rezessiven Merkmal auch wieder nur Exemplare mit dem rezessiven
Merkmal hervorbringt; dasselbe gilt von einem Drittel derjenigen Exemplare,
welche das dominante Merkmal zeigten, während die zwei anderen Drittel sich
wieder spalten, ebenso wie in der vorigen Generation.
Man nennt diejenigen Individuen, welche die Fähigkeit haben, sich in der
nächsten Generation zu spalten, Heterozygoten, diejenigen Individuen, welche
diese Fähigkeit nicht haben, Homozygoten. Die erste aus der Kreuzung hervor
gehende Generation (F : ) besteht also nur aus Heterozygoten, die folgende
Generation (F 2 ) aus einem Viertel Homozygoten, welche das dominante
Merkmal haben, einem Viertel Homozygoten, welche das rezessive Merkmal
haben, und zweiViertel Heterozygoten.
In manchen Fällen erscheinen die
Heterozygoten in bezug auf das
Merkmalpaar intermediär und sind
also schon äußerlich als solche zu
erkennen, aber in den meisten Fällen
zeigen sie nur das dominante Merk
mal.
B.
Vererbung bei abgeändertem
Keimplasma. Früher glaubte man,
daß alle Einwirkungen, welche den
Körper verändern, auch auf die Keim
zellen einen Einfluß haben und ent
sprechende Änderungen in der Ver
erbung hervorbringen (Lamarckis
mus). Jetzt aber weiß man, daß das
Keimplasma in den Geschlechtszellen
ziemlich unabhängig ist von den
anderen Zellen des Körpers und nicht
so leicht verändert werden kann (Theorie der Kontinuität des Keimplasmas,
Weismannismus).
Stellt man sich auf den Standpunkt des Weismannismus, so gibt es überhaupt
keine Vererbung der im individuellen Leben unter dem Einfluß äußerer Umstände
entstandenen Veränderungen. Jedenfalls sind folgende Fälle zu unterscheiden:
1. Es findet sehr oft eine Beeinflussung oder Veränderung des Körpers statt,
ohne daß das Keimplasma davon berührt wird, also ohne Vererbung der erwor
benen Veränderung.
2. Es findet in manchen Fällen eine Beeinflussung des Keimplasma durch
äußere Faktoren statt, ohne daß der Körper in entsprechender Weise verändert
war. So können unter dem Einfluß äußerer Umstände neue erbliche Eigenschaften
(Mutationen) entstehen (ohne daß an den beeinflußten Individuen irgendeine Ver
änderung sichtbar war).
3. Es kann in manchen Fällen eine gleichzeitige Beeinflussung des Körpers
und des Keimplasmas stattfinden (parallele Induktion).