Full text: Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart 1914

40 
DIE LEBENSFORMEN UND LEBENSERSCHEINUNGEN. 
Das Leben ist an die Bausteine unseres Körpers, die Zellen, gebunden. Durch 
bildliche und plastische Darstellungen wird der Besucher in die mannigfaltigen 
Zellformen sowohl der selbständig lebenden einzelligen Tiere und Pflanzen ein 
geführt wie in die Zellformen, die in höherer Entwicklung durch die Bildung 
von Zellverbänden ihre Selbständigkeit aufgegeben haben. An den einzelligen 
niedersten Lebewesen vermögen wir am besten die Lebenserscheinungen zu 
studieren. Die Bewegung, Nahrungsaufnahme, Verdauung und Absonderung, 
Reaktion auf Reize und Fortpflanzung können wir gelegentlich durchweg an ein 
und derselben Zelle verfolgen. Unter den Mikroskopen sind die niedersten pflanz 
lichen Lebewesen, die Bakterien, in Bewegung zu sehen; ebenso die niedersten 
tierischen Lebewesen, die Urtierchen oder Protozoen, mit ihren Bewegungsapparaten 
und mit den die Nahrung heranstrudelnden Wimpern. Auf Tafeln sind die Lebens 
äußerungen bei den mannigfaltigen Formen dieser Urtierchen veranschaulicht. 
Dieselben Lebensvorgänge, die sich bei diesen einzelligen Lebewesen ab 
spielen, können wir auch in unserem Körper an einzelnen Zellarten nachweisen. 
Die weißen Blutkörperchen können sich selbständig fortbewegen, fremde Stoffe 
in sich einschließen, ja sogar in das Blut eingedrungene fremde Organismen 
auffressen und verdauen; in der Haut und in den Organen unseres Körpers ver 
mehren sich die Zellen mit beträchtlicher Schnelligkeit, die Zellen, welche die Luft 
röhre auskleiden, haben an ihrer Oberfläche zahlreiche, sich lebhaft bewegende 
Flimmerhärchen usw. Alle diese Vorgänge und Vergleiche sind bei den Dar 
stellungen berücksichtigt. 
„Alles Lebendige entsteht aus der Eizelle.“ Dieser Satz gilt für alle viel 
zelligen Wesen. Darum ist die Ei- und Samenreifung sowie die Befruchtung des 
Eis, welche den Anstoß zur Entwicklung des ganzen Organismus gibt, in Bilder 
serien veranschaulicht. Es ist wunderbar, welche Zellformen z. B. im mensch 
lichen Körper aus dieser einzigen Ei 
zelle durch Differenzierung entstehen. 
In tausendfacher Vergrößerung liegen 
neben der Eizelle die im Körper be 
findlichen Zellf.ormen auf einem Qua 
dratmeter Fläche in plastischer Nach 
bildung ausgebreitet. Diese Zellen sind 
alle einer besonderen Funktion ange 
paßt. Die einen dienen zur Bedeckung 
(Epithelzellen), die anderen zur Stütze 
(Knorpel-, Knochen- und Bindegewebe 
zellen), zur Bewegung (Muskelzellen), 
zur Abscheidung von Säften (Drüsen 
zellen) , wieder andere zur Vermittlung 
der Eindrücke der Außenwelt (Nerven- 
und Sinneszellen) usw. Wie solche 
Zellen sich zu Geweben, diese sich 
wieder zu einem Organ zusammen- 
Eine Eizelle. Photographie. schließen, ist in origineller Weise dar-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.