Full text: Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart 1914

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werden sich später in geringerer Härte 
der Zähne bemerkbar machen. Be 
sonders englische Krankheit, Brech 
durchfall, Krämpfe hinterlassen oft 
dauernde Schäden am Gebiß. Oft ist 
dies äußerlich schon erkennbar an 
gruben- und furchenartigen Vertie 
fungen im Schmelz und Verkrüppe 
lungen der Zahnkronen. Da gestillte 
Kinder den erwähnten Erkrankungen 
seltener anheimfallen, haben sie ge 
wöhnlich auch bessere und schönere 
Zähne als künstlich ernährte. Mit 
Rücksicht auf die für Zähne und 
Knochensubstanz so wichtigen Erdsalze empfiehlt sich reichliche Verab 
reichung von Gemüsen, Obst und Roggenbrot. Unter den Nahrungsmitteln 
hat in den letzten Jahrzehnten der Zucker in allen möglichen Formen immer 
größere Verbreitung gefunden. Der hohe Nährwert des Zuckers soll keineswegs 
unterschätzt werden. Auch mag die große Vorliebe des Kindes für Süßigkeiten 
auf ein gewisses Bedürfnis des Körpers danach hindeuten. Daß aber der reich 
liche Zuckergenuß für die Zähne bei mangelhafter Zahnreinigung nachteilig ist, 
kann nicht bestritten werden. Schäden können auch auftreten nach Genuß von 
Kohlenhydraten, wenn diese in einer Form auf genommen werden, die ein längeres 
Haften an den Zähnen und darauffolgende Säurebildung begünstigt: weiches Brot, 
Weißbrot, Kuchen, Zuckergebäck, Schokolade. Bei der bedeutenden Kraft, welche 
Kaumuskel und Kiefer zu entfalten vermögen, besteht kein Grund zur Bevor 
zugung weicher Nahrung. Für die im Wachstum begriffenen Kiefer ist das Kauen 
derber Nahrung gerade wünschenswert. Die Kaumuskeln werden dadurch kräf 
tiger, die Kiefer weiter, so daß sich die Zähne regelmäßiger und wenig dicht ein 
stellen können. Unregelmäßige Zahnreihen leiden viel mehr unter der Karies, 
die von engen, der Reinigung schwer zugänglichen Zwischenräumen mit Vor 
liebe ihren Ausgang nimmt. Auch aus diesem Grunde ist also der Genuß eines 
derben Schwarzbrots zu empfehlen. In Gegenden, wo solches reichlich gegessen 
wird, finden sich auch die besten 
Zähne (Westfalen). 
Unregelmäßige Zahnstellungen sind 
bei Kulturvölkern außerordentlich häu 
fig, bald als geringe, nur dem Fach 
mann auffallende Abweichungen des 
Zahnbogens, bald als weithin sichtbare 
Entstellungen des Gesichts (schnauzen 
artiges Vorspringen des Oberkiefers, 
bulldoggenähnliches Vorbeißen des 
Unterkiefers). Ihre Häufigkeit ist ver 
ständlich, da sie in vielen Fällen 
eine Folgeerscheinung der Zahnkaries 
Durch englische Krankheit verunstaltete Zähne. sind. Besonders verhängnisvoll wird
	        
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