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der vorzeitige Verlust der Milchmahlzähne und der ersten bleibenden Mahlzähne,
welche im sechsten Lebensjahr durchbrechen (diese werden irrtümlicherweise oft
noch für Milchzähne gehalten). Abgesehen von den in manchen Familien erblich auf
tretenden und den durch Untugenden (Daumenlutschen, Nägelkauen) veranlaßten
Stellungsanomalien entwickeln sich Verunstaltungen der Kiefer noch bei Verlegung
der Nase durch Wucherungen im Nasenrachenraum (Rachenmandeln). Der beim
Atmen offenstehende Mund und der weit vorspringende Oberkiefer geben dem
Gesicht einen blöden Ausdruck, ganz abgesehen von den gesundheitlichen Nach
teilen der Mundatmung. Durch Entfernung des Atemhindernisses und Verwendung
von Apparaten, die an den Zähnen befestigt werden, ist es möglich, den Zahn
bögen ihre richtige Form wiederzugeben.
Unter den Gründen, die für die große Verbreitung der Zahnfäule haftbar
zu machen sind, spielt die mangelhafte Zahnpflege eine Hauptrolle. Die Zahn
pflege ist noch keineswegs Gemeingut
des Volkes geworden, was um so auf
fälliger erscheint, weil sie mit so ge
ringen Mitteln durchzuführen und ihre
Unterlassung von so schmerzlichen
Folgen begleitet ist. Bei der Weich
heit unserer Speisen setzen sich bald
Beläge auf den Zähnen fest, die mit
Kalkniederschlägen aus dem Speichel
sich zu steinartigen Ablagerungen ver
härten. Die gärenden Zahnbeläge ent
wickeln Säuren und zerstören die
Zähne. Der sich anhaftende Zahn
stein schiebt das Zahnfleisch zurück
und veranlaßt Zahnfleischblutungen,
später Eiterungen der Wurzelhaut,
schließlich Lockerung und Ausfallen sonst ganz gesunder Zähne. Die weit
verbreitete Ansicht, daß der Zahnstein die Zähne erhalte und nicht ent
fernt werden dürfe, ist also durchaus falsch. Bei der Wichtigkeit des Milch
gebisses für die bleibenden Zähne sollte mit der Zahnpflege möglichst früh
begonnen werden. Schon dreijährige Kinder lassen sich zum Mundausspülen
und Zahnputzen erziehen. Man reinige die Zähne morgens und abends sowie
nach dem Essen. Nach Genuß von Süßigkeiten und sauren Speisen (Zitronen,
eisenhaltige Medikamente) spüle man gründlich aus. Die Zahnbürste sei nicht
zu hart, es ist zweckmäßig, sie vor Gebrauch einige Minuten in Wasser zu stellen;
am besten eignen sich sägartig ausgeschnittene, nicht zu große Bürsten mit frei
stehenden, daher leicht zu reinigenden Borstenbündeln. Die pyramidenartige
Form der einzelnen Bündel ermöglicht ihr Eindringen in die Zwischenräume,
besonders wenn die Bürste dabei senkrecht auf und nieder geführt wird. Es
sollten alle erreichbaren Flächen gebürstet werden, vor allem auch die Kau
flächen der Mahlzähne; nachher wird die ausgewaschene, nur von einer Person
zu gebrauchende Bürste an einem trockenen Platz aufbewahrt, am besten auf
gehängt. Es würde zu weit führen, auf die zahlreichen, zum Teil recht empfehlens
werten Zahnpflegemittel, seien es nun Pasten, Pulver oder Mundwässer, näher
Zweijähriger Junge beim Zähneputzen.