Full text: Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart 1914

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der vorzeitige Verlust der Milchmahlzähne und der ersten bleibenden Mahlzähne, 
welche im sechsten Lebensjahr durchbrechen (diese werden irrtümlicherweise oft 
noch für Milchzähne gehalten). Abgesehen von den in manchen Familien erblich auf 
tretenden und den durch Untugenden (Daumenlutschen, Nägelkauen) veranlaßten 
Stellungsanomalien entwickeln sich Verunstaltungen der Kiefer noch bei Verlegung 
der Nase durch Wucherungen im Nasenrachenraum (Rachenmandeln). Der beim 
Atmen offenstehende Mund und der weit vorspringende Oberkiefer geben dem 
Gesicht einen blöden Ausdruck, ganz abgesehen von den gesundheitlichen Nach 
teilen der Mundatmung. Durch Entfernung des Atemhindernisses und Verwendung 
von Apparaten, die an den Zähnen befestigt werden, ist es möglich, den Zahn 
bögen ihre richtige Form wiederzugeben. 
Unter den Gründen, die für die große Verbreitung der Zahnfäule haftbar 
zu machen sind, spielt die mangelhafte Zahnpflege eine Hauptrolle. Die Zahn 
pflege ist noch keineswegs Gemeingut 
des Volkes geworden, was um so auf 
fälliger erscheint, weil sie mit so ge 
ringen Mitteln durchzuführen und ihre 
Unterlassung von so schmerzlichen 
Folgen begleitet ist. Bei der Weich 
heit unserer Speisen setzen sich bald 
Beläge auf den Zähnen fest, die mit 
Kalkniederschlägen aus dem Speichel 
sich zu steinartigen Ablagerungen ver 
härten. Die gärenden Zahnbeläge ent 
wickeln Säuren und zerstören die 
Zähne. Der sich anhaftende Zahn 
stein schiebt das Zahnfleisch zurück 
und veranlaßt Zahnfleischblutungen, 
später Eiterungen der Wurzelhaut, 
schließlich Lockerung und Ausfallen sonst ganz gesunder Zähne. Die weit 
verbreitete Ansicht, daß der Zahnstein die Zähne erhalte und nicht ent 
fernt werden dürfe, ist also durchaus falsch. Bei der Wichtigkeit des Milch 
gebisses für die bleibenden Zähne sollte mit der Zahnpflege möglichst früh 
begonnen werden. Schon dreijährige Kinder lassen sich zum Mundausspülen 
und Zahnputzen erziehen. Man reinige die Zähne morgens und abends sowie 
nach dem Essen. Nach Genuß von Süßigkeiten und sauren Speisen (Zitronen, 
eisenhaltige Medikamente) spüle man gründlich aus. Die Zahnbürste sei nicht 
zu hart, es ist zweckmäßig, sie vor Gebrauch einige Minuten in Wasser zu stellen; 
am besten eignen sich sägartig ausgeschnittene, nicht zu große Bürsten mit frei 
stehenden, daher leicht zu reinigenden Borstenbündeln. Die pyramidenartige 
Form der einzelnen Bündel ermöglicht ihr Eindringen in die Zwischenräume, 
besonders wenn die Bürste dabei senkrecht auf und nieder geführt wird. Es 
sollten alle erreichbaren Flächen gebürstet werden, vor allem auch die Kau 
flächen der Mahlzähne; nachher wird die ausgewaschene, nur von einer Person 
zu gebrauchende Bürste an einem trockenen Platz aufbewahrt, am besten auf 
gehängt. Es würde zu weit führen, auf die zahlreichen, zum Teil recht empfehlens 
werten Zahnpflegemittel, seien es nun Pasten, Pulver oder Mundwässer, näher 
Zweijähriger Junge beim Zähneputzen.
	        
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