Full text: Die Praxis des gleitenden Übergangs in den Ruhestand

5.2 Der GÜR aus der Sicht der Betroffenen 
5.2.1 Konzeption von Befragung und Auswertung 
Auf Grundlage der biographischen Methode (vgl. Kap. 2.3.2) führten wir 
sechs qualitative Interviews mit älteren Arbeitnehmern eines chemischen 
Großbetriebes durch.! Die Interviews, die jeweils zwischen 90 und 120 
Minuten dauerten, waren an einem chronologisch aufgebauten Interview — 
leitfaden (siehe Anhang) orientiert, der folgende Phasen umfaßte: 
1 Situation vor dem GUR 
“ Entscheidungssituation, 
. Situation im GUR 
Antizipation des Ruhestandes 
5. Rückblick/Bilanzierung | 
Jede dieser Phasen wurde nach folgenden sechs Kriterien, die sich bei der 
Auswertung bisheriger Untersuchungen (vgl. Kap. 5.1) als wesentliche 
Einflußfaktoren auf die Verrentungsentscheidung herauskristallisierten, 
untergliedert: 
a) Arbeitssituation (Arbeitsinhalt, Verhältnis zu Vorgesetzten bzw. 
Kollegen, Entgeltgestaltung, Arbeitszufriedenheit etc.) 
Gesundheit 
Familie 
Soziale Kontakte 
; Freizeit 
1) Selbstbild/Altersprozesse 
Diese Kriterien stellten für uns ein "grobes Raster" bzw. eine Leitlinie bei 
der Durchführung und Auswertung der Interviews dar, ohne jedoch den 
Verlauf der Interviews vollkommen zu determinieren. N 
Bei der folgenden Auswertung wurden aus Gründen der UÜbersichtlich — 
keit jeweils zwei Phasen zusammengefaßt: 
Die Zeit vor dem GÜR (Phase 1) war für uns vor allem relevant, um 
die Entscheidungsfindung (Phase 2) besser verstehen zu können. Aus die — 
sem Grund kann daraus für die Auswertung eine einzige Phase gebildet 
werden. Analog dazu lassen sich auch die Phasen 3 und 4 zusammenfas — 
sen. Die Phase 5 (Rückblick/Bilanzierung) spielte in unseren Interviews 
nur eine untergeordnete Rolle, weshalb wir sie ebenfalls unter diesen 
)) 
Zum Zeitpunkt der Untersuchung befanden sich in dieser Unternehmung insgesamt 
32 Arbeitnehmer (19 Männer, 13 Frauen) im GÜR; eine relativ geringe Zahl ange — 
sichts der Tatsache, daß ca. 2000 ältere Arbeitnehmer anspruchsberechtigt waren. 
Zur genauen Darstellung des Verhältnisses zwischen Anspruchsberechtigten und 
Inanspruchnahme des GÜR in der chemischen Industrie siehe Kap. 3.2.2.2. 
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