Neurasthenie.
1. Heitere Hemmung: Manischer Stupor oder unproduk
tive Manie.
2. Motorische Erregung bei Depression: Agitierte De
pression und ängstliche Ideenflucht. (Vergl. Melancholia
agitata S. 129.)
Von p eriodischerManie oderMelancholie kann man sprechen,
wenn stets nur Anfälle von Manie oder -stets nur Anfälle von
Melancholie im Leben aufgetreten sind. Für den Wechsel zwischen
Anfällen von Manie und Anfällen von Melancholie ist die alte
Bezeichnung „zirkuläre Geistesstörung“ üblich. Seltener kommt
es im Leben überhaupt nur zu einem einzigen Anfalle.'
Die Tatsache, dass gerade die im Klimakterium zuerst
cinsetzende Melancholie sich öfter überhaupt nicht wiederholt, hat
Veranlassung gegeben, dass diese Form der Erkrankung von ein
zelnen Autoren aus dem Rahmen des manisch-depressiven Irreseins
als etwas Besonderes herausgenommen wird.
Manchmal bestehen durch das ganze Leben hindurch häufigere,
aber leichte Stimmungsschwankungen expansiver und depressiver
Färbung: Cyclothymie. Leichte Depression kann der Neurasthenie
ähneln.
Psychogene Gruppe,
l. Neurasthenie.
Aetiologie: Liegen in erster Linie erbliche Belastung und
angeborene Minderwertigkeit zu Grunde, so dass von jeher auf schon
geringe Schädlichkeiten mit nervösen Symptomen reagiert wurde,
handelt es sich mehr um endogene Nervosität bei Psycho
pathie (siehe S. 137). Die echte Neurasthenie ist trotz
äusserer Aehnlichkeit erworben und beruht auf Ermüdung und
Erschöpfung durch körperliche Krankheiten, Infektionen, Alkohol-
und Tabakmissbrauch, Exzesse, körperliche und seelische Ueber-
anstrongungen.
Beginn: Seltener schleichend, meist ziemlich plötzlich Ver
sagen der Leistungsfähigkeit, Verstimmung, Auftreten quälender
Sensationen.
Verlauf: Im Vordergründe stehen Ueberermiidbarkeit,
Energielosigkeit, Arbeitsunlust, Zerstreutheit, Reizbarkeit,
Missmut. Kopfdruck, Schwindel, Schlaflosigkeit, Appetit
losigkeit, Tachykardie, Angstanfälle (Herzangst), Parästhesien
aller Art können vorhanden sein, sind aber einzeln nicht
charakteristisch.
Prognose: Heilung in Wochen oder Monaten, meist unter
Schwankungen, ist, sofern richtige Behandlung einsetzt, bei der
echten Neurasthenie zu erwarten, während bei Vermischung mit
endogener Form jahrelange Dauer und häufige Rückfälle zu be
fürchten sind.