Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

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Spezieller Teil. 
Selir regelmässig finden sich gesteigerte Beein- 
f 1 u s s b a r k e i t (S u g g e s t i b i 1 i t ä t) durch äussere Einwirkung, 
übergrosse Erregbarkeit mit raschem Stimmungs 
wechsel, mangelhafte Reproduktionstreue bei über 
wuchernder Phantasietätigkeit, Wille zur Krankheit. 
Häufig sind Uebertreibung und Vortäuschung von Krankheits 
symptomen, sogar Selbstbeschädigung und Wunsch nach 
Operationen (vgl. auch Simulation und Aggravation S. 121). 
Differentialdiagnose bei Hysterie. 
Man kann mit der Diagnose Hysterie nicht vor 
sichtig genug sein! Im allgemeinen wird bei nervösen Sym 
ptomen Hysterie viel zu oft angenommen. Andererseits kann 
Hysterie die verschiedensten Leiden Vortäuschen. Hier kann nur 
ein sorgfältiger psychischer und körperlicher Status Schutz bieten. 
Jedenfalls ist zu beherzigen, dass man die Diagnose „Nur Hysterie“ 
erst stellen darf, wenn jede andere Möglichkeit ausge 
schlossen ist. Namentlich organische Gehirnleiden, wie mul 
tiple Sklerose, Tumor, Lues cerebrospinalis, beginnen nicht so 
selten mit einem hysteriformen Krankheitsbilde. Auch zur Epi 
lepsie kann Hysterie hinzutreten und sie überdecken. Die 
Melancholie trägt häufig einzelne hysteriforme Züge. 
Wichtig sind, neben dem Nachwmis hysterischer Antezedentien 
und dem ersten Auftreten einer psychischen Störung im direkten 
Anschluss an ein aufregendes Ereignis, die regelmässige Wieder 
holung der Krankheitssymptome zu bestimmten Zeiten, bei be 
stimmten Gelegenheiten, die Möglichkeit weitgehender suggestiver 
Beeinflussung und das gemacht theatralische Benehmen. Immer 
ist zu erwägen, ob nicht Katatonie oder Hebephrenie in 
Frage kommen (siehe S. 149). Bei Hysterie ist in der Regel die 
ganze Störung oberflächlicher, die Anpassungsfähigkeit besser, das 
Interesse reger, und es entwickelt sich keine Demenz. Doch kann 
ein Individuum mit ausgesprochen hysterischer Reaktionsweise 
später an ernsterer Psychose (Schizophrenie) erkranken. 
Traumatische Neurose bzw. Neuropsychose. 
Neurasthenisch - hypochondrisches q,der hysterisches 
Krankheitsbild nach Schreck bei Unfall. Rentensucht führt 
oft zur Aggravation (siehe S. 121), gelegentlich zu wahu- 
haftem Querulieren (siehe S. 104). Meist Klagen über 
Kopfschmerz, Schwindel, Schwäche, Reizbarkeit, Missmut, 
Arbeitsunlust, Vergesslichkeit, Schlaflosigkeit. Zuweilen 
Anfälle hysterischer Bewusstseinstrübung (siehe S. 135). 
Meist grosse Suggestibilität, daher Vorsicht bei der Unter 
suchung.
	        
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