13G
Spezieller Teil.
Selir regelmässig finden sich gesteigerte Beein-
f 1 u s s b a r k e i t (S u g g e s t i b i 1 i t ä t) durch äussere Einwirkung,
übergrosse Erregbarkeit mit raschem Stimmungs
wechsel, mangelhafte Reproduktionstreue bei über
wuchernder Phantasietätigkeit, Wille zur Krankheit.
Häufig sind Uebertreibung und Vortäuschung von Krankheits
symptomen, sogar Selbstbeschädigung und Wunsch nach
Operationen (vgl. auch Simulation und Aggravation S. 121).
Differentialdiagnose bei Hysterie.
Man kann mit der Diagnose Hysterie nicht vor
sichtig genug sein! Im allgemeinen wird bei nervösen Sym
ptomen Hysterie viel zu oft angenommen. Andererseits kann
Hysterie die verschiedensten Leiden Vortäuschen. Hier kann nur
ein sorgfältiger psychischer und körperlicher Status Schutz bieten.
Jedenfalls ist zu beherzigen, dass man die Diagnose „Nur Hysterie“
erst stellen darf, wenn jede andere Möglichkeit ausge
schlossen ist. Namentlich organische Gehirnleiden, wie mul
tiple Sklerose, Tumor, Lues cerebrospinalis, beginnen nicht so
selten mit einem hysteriformen Krankheitsbilde. Auch zur Epi
lepsie kann Hysterie hinzutreten und sie überdecken. Die
Melancholie trägt häufig einzelne hysteriforme Züge.
Wichtig sind, neben dem Nachwmis hysterischer Antezedentien
und dem ersten Auftreten einer psychischen Störung im direkten
Anschluss an ein aufregendes Ereignis, die regelmässige Wieder
holung der Krankheitssymptome zu bestimmten Zeiten, bei be
stimmten Gelegenheiten, die Möglichkeit weitgehender suggestiver
Beeinflussung und das gemacht theatralische Benehmen. Immer
ist zu erwägen, ob nicht Katatonie oder Hebephrenie in
Frage kommen (siehe S. 149). Bei Hysterie ist in der Regel die
ganze Störung oberflächlicher, die Anpassungsfähigkeit besser, das
Interesse reger, und es entwickelt sich keine Demenz. Doch kann
ein Individuum mit ausgesprochen hysterischer Reaktionsweise
später an ernsterer Psychose (Schizophrenie) erkranken.
Traumatische Neurose bzw. Neuropsychose.
Neurasthenisch - hypochondrisches q,der hysterisches
Krankheitsbild nach Schreck bei Unfall. Rentensucht führt
oft zur Aggravation (siehe S. 121), gelegentlich zu wahu-
haftem Querulieren (siehe S. 104). Meist Klagen über
Kopfschmerz, Schwindel, Schwäche, Reizbarkeit, Missmut,
Arbeitsunlust, Vergesslichkeit, Schlaflosigkeit. Zuweilen
Anfälle hysterischer Bewusstseinstrübung (siehe S. 135).
Meist grosse Suggestibilität, daher Vorsicht bei der Unter
suchung.