Spezieller Teil.
als Dämmerzustände mit Vorbeireden (S. 88), bald als Stupor (S. 85),
als halluzinatorische Erregungen, bald als phantastische und queru
latorische Wahnbildung. (Pathologische Einfälle siehe S. 107.)
Folgende Typen psychopathischer Persönlich
keiten, die dauernd an der Grenze zur Geisteskrankheit
stehen, sind aufgestellt worden:
1. Erregbare: Uebertriebene Reaktion auf Vorgänge der
Aussenwelt, Wut- und Angstanfälle, Suizidversuche. (Potus und
Eifersucht von Einfluss.)
2. Haltlose: Ohne Ausdauer, erliegen trotz bester Vor
sätze jeder Versuchung, entgleisen immer wieder. Launisch und
willensschwach.
3. Süchtige und Wanderer: Lassen sich blindlings von
ihren Trieben beherrschen, verfallen dem Alkohol- und Morphium-
missbrauch (Dipsomanie), spielen, verschwenden, sammeln, ziehen
ruhelos von Ort zu Ort, kommen trotz guter Intelligenz zu nichts.
4. Schwindler (Pseudologia phantastica): Uebermässig ge
wucherte Phantasie bei mangelhafter Selbstkritik führt zum Ein
spinnen in grössenwahnähnliche Erdichtungen und Hochstapeleien
(vergl. S. 107 u. 135).
5. Unsoziale: Mangelhafte Entwicklung sittlicher Emp
findungen und Gefühlskälte führen trotz ausreichender Intelligenz
und guter Erziehung von Jugend auf zu immer wiederkehrenden
Verstössen gegen das Strafgesetz. (Manchmal verbunden mit De
bilität; vergl. Moralisches Irresein S. 144.)
6. Pseudoquerulanton: Streitsüchtige Prozesskrämer, die
sich von ihrer mit Selbstüberhebung gepaarten Reizbarkeit zu
völlig schiefen Auffassungen und Handlungen fortreissen lassen,
so dass es den Eindruck des Querulantenwahncs (siche S. 141)
erweckt. Indessen können sie sich bei Versetzung in andere
Verhältnisse sofort beruhigen.
Paranoia-Gruppe.
Die früher hierher gerechneten akuten Formen werden
heute meist zum manisch-depressiven Irresein oder zur
Schizophrenie gezählt. Aber auch die chronischen Bilder
sind neuerdings immer wieder aufgeteilt und verschieden
gruppiert worden.
Allmählich gewinnt cs den Anschein, als sollten von den
schizophrenen Paranoiden, zu denen aber die alte Dementia para
noides auch nicht mehr sicher gehört, abgegrenzt werden: chronische
Paranoia, Paraphrenie, Dementia phantastica (früher paranoides).
Indessen ist die Trennung zwischen Paranoia und Para
phrenie noch nicht allgemein anerkannt; Wir besprechen daher
beide Krankheitsformen zunächst gemeinsam unter Paranoia chronica
und geben dann die trennenden Unterschiede.