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Spezieller Teil.
(Intelligenzprüfung S. 112; bei Kindern S. 118.) Auszu-
schliessen ist durch körperliche Untersuchung ein organisches
Hirnleiden wie juvenile Paralyse.
Moralisches Irresein.
Debilität mit vorwiegendem Mangel der höheren sittlichen
Vorstellungen bei weniger auffallendem Intelligenzdefekte mit
überraschender Gefühlskalte und starken verbrecherischen Trieben.
(Vergleiche unter Psychopathie S. 138.)
2. Idiotie.
Anamnese: 'Oft erbliche Belastung. Alkoholismus oder
Lues der Eltern. Oder Geburtstraumen, Hydrocephalus, Ence
phalitis und Meningitis in den ersten Lebensjahren. Kaum oder
gar nicht sprechen gelernt: Stammeln (S. 37); blödes Geschrei.
Fixiert kaum vorgehaltene Gegenstände. Fehlen des Greif
reflexes. Unsauber über das 4. Jahr hinaus. Keine Anhänglich
keit an die Eltern. Wenig oder gar nicht bildungsfähig.
Status som.: Nicht immer Abweichungen von der Norm.
Doch oft Schädelanomalien, Missbildungen, Reflexstörungen, epi
leptische Krämpfe, Lähmungen und Kontrakturen.
Status psycli.: Angeborener geistiger Tiefstand.
Fehlende oder mangelhafte Sprache. Oft unsauber. Lesen
und Schreiben nicht möglich. Entweder Stumpfheit mit
Bewegungsarmut (Torpide Form) oder motorische Unruhe
(Erethische Form). Neigung zu stereotypen Bewegungen.
Differentialdiagnostisch:
Zu denken an hereditäre Form der Lues cerebri! (Wasser
mann, S. 67.)
Juvenile Paralyse zeigt reflektorische Pupillenstarre und
Silbenstolpern, Lymphozytose, Wassermann, fortschreitende Läh
mungen.
Bei katatonischer Demenz Reste früheren Wissens;
eventuell gibt Anamnese Aufschluss. Doch kann Katatonie aus
nahmsweise sehr früh auftreten. (Dem. infantilis.)
Ebenso hat bei epileptischer Demenz sich die Geistes
schwäche erst im Anschluss an die Krämpfe entwickelt. Doch
finden sich bei Vs der Idioten epileptische Anfälle (Kombination).
Bei lobärer Sklerose handelt es sich um einen im jugend
lichen Alter auftretenden Verblödungsprozess mit epileptiformen
Anfällen infolge fortschreitender Gehimatrophie. Ausgang in^Tod.
Besonders eigenartige Idiotieformen sind:
a) Familiäre amaurotische Idiotie (Tay-Sachs): Bei
gesunden Kindern im 1. Lebensjahr setzt Verblödung mit
Erblindung ein (charakteristischer Augenspiegelbefund: An
Stelle der Macula lutea bläulich-weisser Fleck mit rotem
Tüpfel.) Tod meist nach 1—2 Jahren.