I Untersuchung auf Katatonie.
Anamnese: Man forsche nach Heredität und früheren
Eigentümlichkeiten bzw. früheren Schüben der Krankheit.
Nervosität in der Kindheit, Bettnässen, Pavor nocturnus,
Nachtwandeln, Menschenscheu, Krämpfe, Erregungs- und
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Katatonie.
rungen, Lieblosigkeit gegen die Ellern können die ersten Anzeichen
bilden. Oder es stellen sich anfangs schubweise kurze Erre
gungen ein.
Verlauf: Die Entwicklung vollzieht sich sehr mannig
fach. Charakteristisch ist die Zerfahrenheit mit Neigung
zu Stereotypien und sonderbaren Manieren, Sprachverwirrt
heit mit Negativismus und Befehlsautomatie. Bei gar nicht
oder wenig getrübtem Bewusstsein linden sich triebartige
Erregungen mit oberflächlichem Affekt, abwechselnd mit
Apathie oder schwerem Stupor. Episodisch Sinnestäuschungen
und Wahnideen aller Art. Allmählich entwickelt sich ein
geistiger Schwächezustand mit Gemütsstumpfheit und Energie
losigkeit trotz guter Auffassung und oft auffallend gut er
haltenem Gedächtnis.
Schematisch lassen sieb folgende Verlaufsformen unter
scheiden:
1. Depressive Form: Stereotypes Jammern und Fort
drängen. Oft triebartige Selbstbeschädigungsversuche. Hypochon
drische Ideen oder Versündigungswahn. Oberflächlicher Affekt.
Negativismus. Manieren. (Aelmlichkeit mit Melancholie.)
2. Akut verwirrte Form: Plötzlich ausbrechende trieb
artige motorische Erregung mit Sprachverwirrtheit. Vorüber
gehend Desorientierung. Stereotypien. Manieren. (Aehnlichkcit
mit Amentia.)
3. Stuporöse Form: Stupor. Mutismus oder Verbigerieren.
Negativismus. Manieren (oft Schnauzkrampf). Vielfach Nahrungs
verweigerung und Unsauberkeit. Flexibilitas cerea. (Siehe S. 77.)
4. Paranoide Form: Beginn mit einzelnen Verfolgungs-
bzw. Grössenideen, Sinnestäuschungen, dann Zerfahrenheit, Manieren,
Stereotypien unter Zurücktrcten des Wahns. (Aehnlichkeit mit
Dem. paranoides.)
5. Zirkuläre Form: Schubweise Erregungen wechseln mit
stuporösbn Zuständen. Weitgehende Remissionen und Intermissionen,
die selbst über Jahre dauern. (Aehnlichkeit mit manisch-de
pressivem Irrsesein.)
Prognose: Defektheilung in Vs—Vi der Fälle; doch grosse
Gefahr eines neuen Schubs. Meist fortschreitender Uebergang in
geistige Schwäche verschiedenen Grades.
Therapie: Ueberwacliung,Bekämpfung der akuten Symptome, i
Später Familien- oder Anstaltspflege.