Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Heredität spielt eine Rolle. Manche Trinker werden immer 
wieder nur vom Delirium, andere nur von der Halluzinose befallen. 
Doch gibt es auch Uebergangsbilder zwischen Halluzinose und 
Delirium. 
Beginn: Meist subakut. Nach kurzem Vorstadium 
von Unruhe, Kopfschmerzen, Schwindel, allmählich zu 
nehmenden unbestimmten Ohrgeräuschen oder ganz plötzlich 
tritt lebhaftes Stimmenhören auf. 
Verlauf: Die Kranken hören ihren eigenen Namen, 
Schimpfworte, Drohungen, lange Gespäche. glauben sich 
verfolgt. Bei erhaltener Orientierung und Besonnenheit 
entwickelt sich schnell ein systematisierter Wahn. Aengst- 
liche Missdeutungen spielen eine grosse Rolle. Die Kranken 
geraten in heftige Angst, motorische Unruhe, flüchten Hals 
über Kopf, machen verzweifelte Selbstmordversuche, 
greifen ihre Umgebung an. Neben den Verfolgungsideen 
findet sich Versiindigungswahn. Seltener sind Grössenideen 
mit gehobener Stimmung. 
Prognose: Meist Heilung nach Dauer von 14 Tagen bis zu 
mehreren Monaten. Doch sind bei neben Alkoholexzessen Rezidive 
zu befürchten. In seltenen Fällen bleibt Residualwahn zurück 
oder es entwickelt sich ein halluzinatorischer Schwachsinn. 
Therapie: Alkoholentziehung, Uoberwachung, Beruhigungs 
mittel. 
Untersuchung auf Halluzinose. 
Anamnese: Besteht Potus? Wann begann die Er 
krankung? 
Status som.: Lichtreaktion der Pupillen erhalten. 
Keine Sprachstörung. Kniephänomene regelrecht. Keine 
Liquorveränderungen. Zeichen von chronischem Alkoholismus 
(siehe S. 155). 
Status psych.: Gehörshalluzinationen bei erhaltener 
Orientierung. Wahnideen. Meist Angsterregung und mo 
torische Unruhe. 
Differentialdiagnose. 
Abgrenzung von paranoiden Formen der Schizo 
phrenie stützt sich auf Aetiologie, Entwicklung, Fehlen der 
für diese charakteristischen Spaltungserscheinungen. (Siehe 
S. 146.) 
Bei Paraphrenie fehlt in der Regel Alkoholismus. 
Die Entwicklung ist chronischer. 
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