Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Epileptische Psychosen. 
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Untersuchung auf Epilepsie. 
Anamnese: Zu fragen nach epileptischenAntezedentien, 
namentlich nach Krämpfen, Ohnmächten, Schwindelanfällen. 
Plötzlicher Ausbruch einer Psychose im Anschluss an krampf 
artige Erscheinungen ? 
Status som.: Charakteristisch sind epilepti 
scher Krampfanfall (siehe S. 69) und Petit mal (S. 89). 
NachAnfall kann Pupillenstarre noch Stunden bestehen bleiben 
(selten!). Ferner finden sich nach Anfall öfters Zungen 
bisse, Ekchymosen im Gesicht, Babinski, Andeutung von 
Fussklonus. In der epileptischen Verwirrtheit besteht meist 
Analgesie, zuweilen auch amnestische Aphasie (S 40) und 
Perseveration (S. 92). Bisweilen blitzartiges Zucken im 
Gesicht, Ataxie, Taumeln, stotternde, stockende, lallende 
Sprache (seltener richtiges Silbenstolpern); Eiweiss im Urin. 
Im Petit mal kommt es zu Erblassen oder Erröten, Zittern. 
Schweissausbruch, Verdrehen der Augen. 
Status psych.: Rascher Anstieg und Ablauf der Er 
regung mit heftigster Zornmütigkeit. In der Verwirrtheit meist 
schwerste Inkohärenz mit sinnlosen, unzusammenhängenden 
Aeusserungen (Perseveration;-apraktische und agnostische 
Störungen). Im Delir oft hypochondrische und religiöse 
Gedankengänge; Angst und grosse Gewalttätigkeit. Viel 
fach werden rote Farbe (Blut, Feuer) und andrängende kon 
zentrische Massen halluziniert. 
Differentialdiagnose bei epileptischen Psychos en. 
Am meisten ausschlaggebend ist der Nachweis der 
epileptischen Grundlage, eventuell durch die Anamnese: 
Krämpfe, Schwindelanfälle. Doch kann schon die Form 
der psychischen Störung charakteristisch genug sein, die 
Diagnose wahrscheinlich zu machen. 
Bei jeder Spätepilepsie denke man stets auch an ein 
organisches Leiden, wie Dementia paralytica, Arteriosklerose des 
Gehirns, Tumor oder Lues cercbri usw. und untersuche sorgfältig 
körperlich (Augenspiegel, Lumbalpunktion, Wassermann). — Zu 
beachten auch das Vorkommen vereinzelter epileptoider Krampf 
anfälle bei Psychopathen nach Aufregungen, ohne dass sich je 
mals die für genuine Epilepsie charakteristische psychische Ver 
änderung entwickelt (Affektepilepsie). Auch hier beobachtet 
man gelegentlich das Auftreten gehäufter kleiner Anfälle (S. 90), 
ähnlich der Pyknoepilepsie (S. 89), nur erfolgt keine Verblö 
dung, es handelt sich um hysterische Zufälle (Narkolepsie, siehe 
S. 135).
	        
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